ArchivDeutsches Ärzteblatt38/2011EHEC-HUS-Epidemie: Glimpflicher ausgegangen als befürchtet

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EHEC-HUS-Epidemie: Glimpflicher ausgegangen als befürchtet

Richter-Kuhlmann, Eva

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Die EHEC-Epidemie, die Deutschland im Mai erfasste, nahm ein besseres Ende als zunächst aufgrund des klinischen Bildes der Patienten befürchtet. „Die meisten der Betroffenen gelten als geheilt. Die Mortalitätsrate betrug lediglich 4,4 Prozent“, erklärte Prof. Dr. med. Jan Galle, Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN), auf der 3. Jahrestagung der Gesellschaft Anfang September in Berlin.

Das EHEC-Bakterium O104:H4 hat dem Abschlussbericht des Robert-Koch-Instituts zufolge 2 987 Fälle von akuter Gastroenteritis und bei 855 Personen ein hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS) induziert, dessen Verläufe im onlinebasierten EHEC-HUS-Register der Gesellschaft gesammelt und nun erstmals ausgewertet wurden. „Von den 589 erfolgten Einträgen sind bis jetzt 418 vollständig auswertbar“, erläuterte Galle. 71 Prozent der Patienten waren demnach Frauen, die sich zum Zeitpunkt der Aufnahme in einem dramatisch schlechten gesundheitlichen Zustand befanden. Bei 59 Prozent der Patientinnen und Patienten war die Nierenfunktion so stark eingeschränkt, dass sie einer Dialysebehandlung bedurften. 24 Prozent mussten sogar beatmet werden. Dass es sich bei den Erkrankten überwiegend um Erwachsene handelte, steht im deutlichen Gegensatz zu den in den Meldedaten beobachteten Erkrankungsfällen an EHEC-Gastroenteritis und HUS der letzten Jahre, bei denen vor allem Kleinkinder betroffen waren.

Relatives Neuland betrat man auch bezüglich der Therapie: Behandelt wurden 93 Prozent aller im Register ausgewerteten Patienten mittels Plasmaaustausch (Plasmapherese), etwa 35 Prozent erhielten den Antikörper Eculizumab. „Bisher kann noch nicht abschließend gesagt werden, welche der Therapien effektiv gewirkt hat, ob es überhaupt einen Therapieeffekt gab“, sagte Galle. Fest stehe nur, dass die Prognose gut sei: Zum Zeitpunkt der Entlassung waren nur noch 4,4 Prozent der Patienten dialysepflichtig, und auch bei ihnen verbessert sich die Nierenfunktion noch weiter. Die Effizienz und Sicherheit der Therapieoptionen Plasmapherese versus Eculizumab, der sich gegen das Protein C5 des Komplementsystems richtet und dadurch die Hämolyse hemmt, könne daher noch nicht abschließend bewertet werden, erklärte der Nephrologe. Erste Studien zur Therapieauswertung beim EHEC-HUS-Geschehen würden jedoch noch in diesem Jahr veröffentlicht. Hinweise, dass sich der Erreger EHEC O104:H4 inzwischen endemisch in Deutschland etabliert hat, gäbe es nicht. Dr. med. Eva Richter-Kuhlmann

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