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Schlafstörungen bei Depression sind meist behandlungsbedürftig


Die meisten Antidepressiva unterdrücken den REM-Schlaf und verlängern die REM-Latenz. Lange Zeit glaubte man, die "depressionsbegleitenden" Veränderungen dieser Schlafphase müßten supprimiert werden. Dies scheint allerdings eine fragliche Hypothese zu sein, wie Dr. Göran Hajak (Göttingen) ausführte.
Aktivierendes
Antidepressivum
In einer US-Studie erhielten 125 Patienten mit Major Depression und begleitenden Schlafstörungen randomisiert Fluoxetin (20 mg/die) oder Nefazodon (anfangs 200, ab Tag acht 400 mg/die) über acht Wochen. Fluoxetin, ein selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, gilt als aktivierendes Antidepressivum und potente REMschlafunterdrückende Substanz; Nefazodon (Nefadar®) wird als dual-serotonerges Antidepressivum eingestuft. Es blockiert postsynaptisch die 5-HT2-Rezeptoren und hemmt somit präsynaptisch die Wiederaufnahme von Serotonin - was die serotonerge Neurotransmission verbessert und langfristig zur erwünschten Downregulation der 5-HT2-Rezeptoren führt. Die Auswertung der polysomographischen Befunde nach achtwöchiger Therapie ergab keine Verschiebung oder Veränderungen des REM-Schlafs, aber eine deutlich gesteigerte Schlafeffizienz unter Nefazodon, verglichen mit der Kontrollgruppe. Unter Fluoxetin stieg erwartungsgemäß die REM-Latenz, zusätzlich erwachten die Patienten häufiger. Hinsichtlich der antidepressiven Wirkung dagegen waren die Substanzen laut Hajak durchaus vergleichbar effizient - die Nefazodon-Probanden stufte er insgesamt als weniger agitiert und tagsüber "mehr fit" ein.
Der Psychiater führte dies spekulativ auf den ungestörten REM-Schlaf zurück, eben diejenige Schlafphase, in der die komplexe Verarbeitung von Ereignissen und damit die Konsolidierung des Gedächtnisses erfolgt. Nach ersten Daten soll Nefazodon überdies schlafanstoßend wirken.
Dr. Renate Leinmüller
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