

Schach wurde im Mittelalter vorzugsweise um Geld oder Liebe, die beiden großen Stimulantien
menschlichen Daseins, gespielt. Grund genug, um von den großen Religionen mit kritischen Augen betrachtet
und zeitweise in Acht und Bann geschlagen zu werden. Gesellten sich hierzu indes noch Wetteinsätze, so war für
die Moralhüter das Maß des Bedenklichen voll. Und schon bin ich beim letzten Deutschen Ärzteturnier in
Baden-Baden. An dieser Stelle kein Wort über die nächtlichen Eskapaden etlicher Kollegen, die nahtlos vom
Glücksspiel Schach (so zumindest verstand ich einen der Teilnehmer, ganz im Einklang mit dem ehemaligen
Weltklassespieler Dr. Robert Hübner) zum anderen Glücksspiel mit entsprechenden Wetteinsätzen ins
angrenzende Casino rochierten. Bleiben wir beim Glücksspiel Schach. Bei diesem pflegt offenbar schon seit
Jahren ein bekannter Redakteur des Deutschen Ärzteblattes jeweils die runde Summe von 10 DM (i. W. zehn
Mark) auf Dr. Matias Jolowicz zu setzen; dieser soll - muß unter die ersten Zehn gelangen. Entsprechend
erstattet dieser nach jeder Runde Bescheid, wie weit er im Trend liege. Zeitweise waren die Mitteilungen
betrüblich, mußte um den Verlust des ganzen Wetteinsatzes gefürchtet werden, als der Protagonist gegen die
Konkurrenten Dr. Birke und Dr. Wessendorf verlor. Doch solchen Frevel hätten jene Mitfavoriten besser
gelassen, das Schicksal bestrafte sie mit nachfolgenden Einbrüchen, während es unseren Helden wieder nach
oben auf den schlußendlichen 6. Platz spülte. Nur folgerichtig sein Rat an die beiden, fürderhin lieber gegen ihn
zu verlieren, ein Rat, den man eigentlich, auch im Sinne obigen Redakteurs, auf alle zukünftigen Gegner von Dr.
Jolowicz ausweiten sollte. Jetzt aber Schach pur.
In dieser Stellung beim vorangehenden Blitzturnier (5 Minuten pro Partie) hatte der Gegner von Dr. Jolowicz
zuletzt mit Sf6 die weiße Dame angegriffen. Wie zauberte dieser nun als Weißer am Zug einen schönen Schluß,
obwohl er durch keinerlei Wetteinsätze getriggert war?
Lösung:
Dr. Jolowicz ließ seine Dame Dame sein und nahm mit 1. Sxc6! den schwarzen Springer, um nach 1. ...Sxd5
(zugegeben eine leckere Henkersmahlzeit) mit 2. La6+ ein schönes Läufer-Springer-Matt zu "applizieren".
Allerdings hätte auch die gröbere Methode 1. La6+ Kb8 2. Sxc6+ und so weiter zum Sieg genügt.
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