THEMEN DER ZEIT
Moderne Technologien: Psychotherapeuten sind skeptisch


Zahlreiche moderne Technologien versprechen Arbeitserleichterung und Zeitersparnis. Wie Psychologen und Psychotherapeuten dazu stehen, wollten klinische Psychologen um Mark McMinn von der George Fox University wissen. Sie befragten 286 niedergelassene US-amerikanische Psychologen, welche von 51 Technologien sie in ihrer Praxis einsetzen und ob dies ethisch vertretbar sei. Wie sich herausstellte, wurden 39 Technologien nie eingesetzt. Von den zwölf restlichen stand an erster Stelle „Patientendaten an Kollegen faxen“, gefolgt von „Aufnahmen und Notizen von Sitzungen auf einem passwortgeschützten Computer speichern“, „mit Versicherungen per E-Mail korrespondieren“, „telefonische Beratungen durchführen“, „eine Praxis-Homepage betreiben“ sowie „Testauswertungsprogramme einsetzen“. Dass die Befragten moderne Technologien im Praxisalltag verhältnismäßig wenig nutzten, führen die Autoren auf Vorsicht und ethische Bedenken zurück, was sich auch in der Bewertung der Technologien zeigte. Die meisten Befragten hatten zwar keine ethischen Bedenken hinsichtlich des Betreibens einer Praxis-Homepage, des Einsatzes von Testauswertungsprogrammen oder der Speicherung von Sitzungsdaten. Allerdings herrschte große Unsicherheit und Ablehnung im Hinblick auf das Führen von Blogs, die Durchführung von Gruppentherapien via Internet, die Datenspeicherung auf ungeschützten Geräten oder im Hinblick auf Beratungen via internetbasierten Videokonferenzprogrammen (Skype), E-Mail, SMS oder sozialen Netzwerken (Facebook) vor. „Psychologen und Psychotherapeuten benötigen mehr Beratung und Training im Hinblick auf moderne Technologien“, meinen McMinn und Kollegen. ms
Mark McMinn, et al.: Technology and independent practice. Professional Psychology: Research and Practice 2001; 42(2): 176–84.
Mark McMinn, Graduate Department of Clinical Psychology, George Fox University, 414 North Meridian St., #V 104, Newberg, OR 97132 (USA), mmcminn@georgefox.edu
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