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Sterbehilfe in den Niederlanden: Tod frei Haus


Sechs sogenannte mobile Teams aus Den Haag können ab dem 1. März in den Niederlanden landesweit ambulante Sterbehilfe leisten. Wie die Niederländische Vereinigung für ein freiwilliges Lebensende (NVVE) mitteilte, sollen jeweils ein Arzt und ein Pfleger die Betroffenen zu Hause aufsuchen und dort die Sterbehilfe vornehmen. Außerdem will die NVVE in Den Haag eine Sterbeklinik einrichten, in der jährlich rund 1 000 Niederländer Sterbehilfe in Anspruch nehmen könnten. Es wäre möglich, innerhalb von drei Tagen die Euthanasie dort vorzunehmen. Die Hilfe suchenden Menschen erfüllten alle Kriterien des Euthanasiegesetzes der Niederlande, teilte die NVVE mit. Die Patienten müssten jedoch langwierige Aufnahmeprozeduren durchlaufen, die zeigen sollen, ob ein Patient für einen freiwilligen Tod bereit sei. Bisher findet das lebensbeendende Handeln vorwiegend zu Hause statt. Von den 2 331 im Jahr 2008 gemeldeten Fällen wurde die Lebensbeendigung auf Verlangen in 2 083 Fällen vom Hausarzt durchgeführt.
Die niederländischen Pläne stoßen in Deutschland erwartungsgemäß auf scharfe Kritik. So zeigte sich der Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Rudolf Henke, bestürzt. „Es bleibt unsere tiefe Überzeugung, dass das Töten nicht ins Handwerkszeug von Ärztinnen und Ärzten gehört“, sagte er. Es dürfe kein gesellschaftliches Klima entstehen, das Sterbehilfe für Menschen, die Angst vor körperlichen Schmerzen, seelischen Nöten oder Vereinsamung hätten, zum Mittel der Wahl mache. Auch die Vorstandsvorsitzende des Deutschen Hospiz- und Palliativverbands, Dr. Birgit Weihrauch, vertritt die Ansicht, dass „nicht durch eine immer besser organisierte Sterbehilfe, sondern nur durch eine fürsorgliche und kompetente Betreuung und Begleitung durch Hospizbewegung und Palliativmedizin schwerstkranken und sterbenden Menschen Angst, Schmerzen und Verzweiflung in einer ihnen häufig ausweglos erscheinenden Situation genommen werden kann“. Wenn Menschen in ihrer Verzweiflung um Hilfe zum Sterben bäten, dann resultiere das vielfach daraus, dass sie allein gelassen und nicht ausreichend hospizlich und palliativ versorgt würden.
Gisela Klinkhammer
Chefin vom Dienst (Text)
McDonald, Susanne
Spittler, Johann Friedrich
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