

Übersichtsarbeiten im Deutschen Ärzteblatt werden so umfassend wie möglich, aber komprimiert publiziert. Deshalb können nicht alle Aspekte des jeweiligen Themas berücksichtigt werden.
Vorhofflimmern (VHF) wird in den aktuellen Leitlinien ausführlich besprochen (60 Seiten), besonders auch Fragen der Antikoagulation (1). Für die ESC-Empfehlungen standen große Datensätze der BAFTA-, ACTIVE W- oder einer japanischen Studie zur Verfügung, die zeigten, dass eine orale Antikoagulation einer Plättchenhemmung, einschließlich der dualen Plättchenhemmung überlegen ist, dass andererseits Acetylsalizylsäure bezüglich der Prognose nicht besser als Plazebo ist. Es ist selbstverständlich, dass das Blutungsrisiko mit steigender „Aggressivität“ der Antikoagulation steigt (2).
Obstruktive schlafbezogene Atemstörungen (OSA) haben eine erhöhte Prävalenz bei VHF-Patienten (3). Bitter und Mitarbeiter wiesen bei 150 Patienten mit VHF nach, dass 74 % der Patienten eine OSA hatten. Ein Einfluss von OSA auf VHF-Rezidive wurde auch nach Kardioversionen dokumentiert: 82 % der VHF-Patienten mit unbehandelter OSA hatten VHF-Rezidive im Vergleich zu 42 %, die mittels CPAP-Geräten therapiert wurden. Bei VHF-Patienten ist ein „Schlaf-Screening“ (gegebenenfalls mit Behandlung) sinnvoll.
Die Erwartungen in neue medikamentöse Konzepte haben sich nicht erfüllt: Dass Vernakalant nicht nur sehr teuer ist, sondern nur Konversionsraten von etwa 50 % hat, limitiert den Einsatz im Vergleich zur elektrischen Kardioversion. Auch Dronedaron hat nach anfänglicher Euphorie enttäuscht, besonders nach den Ergebnissen der Pallas-Studie, die bei Patienten mit permanentem VHF erhöhte Raten von Tod, Schlaganfall und Herzinsuffizienz unter Dronedaron (im Vergleich zu Plazebo) zeigte und abgebrochen werden musste. Die Pulmonalvenenisolation ist ein etabliertes interventionelles Verfahren mit Erfolgsraten von 70 %, das für symptomatische VHF-Patienten in Betracht kommt.
DOI: 10.3238/arztebl.2012.0302
Prof. Dr. med. Hans-Joachim Trappe
Medizinische Klinik II (Schwerpunkte Kardiologie und Angiologie)
Ruhr-Universität Bochum
Hans-Joachim.Trappe@ruhr-uni-bochum.de
Interessenkonflikt
Prof. Trappe erhielt Erstattung von Reise- und Übernachtungskosten von St. Jude Medical, Boston Scientific für ESC und DGK Mannheim. Ebenso erhielt er Honorare für wissenschaftliche Fortbildungsveranstaltungen von St. Jude
Medical und Boston Scientific.
1. | The Task Force for the Management of Atrial Fibrillation of the European Society of Cardiology (ESC): Guidelines for the management of atrial fibrillation. Eur Heart J 2010; 31: 2369–429. CrossRef MEDLINE |
2. | Kirchhof P, Goette A, Gulba D, Hindricks G, Hohnloser SH: Kommentar zu den Leitlinien der ESC zum Vorhofflimmern. Kardiologe 2012; 6: 12–27. CrossRef |
3. | Bitter T, Langer C, Vogt J, Lange M, Horstkotte D, Oldenburg O: Sleep disordered breathing in patients with atrial fibrillation and normal systolic left ventricular function. Dtsch Arztebl Int 2009; 106(10): 164–70.VOLLTEXT |
4. | Trappe HJ: Atrial fibrillation: established and innovative methods of evaluation and treatment. Dtsch Artzebl Int 2012; 109(1–2): 1–7.VOLLTEXT |
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