ArchivDeutsches Ärzteblatt16/2012Praxisgebühr: Ökonomen wollen alle Arztbesuche einbeziehen

AKTUELL

Praxisgebühr: Ökonomen wollen alle Arztbesuche einbeziehen

Richter-Kuhlmann, Eva

Als E-Mail versenden...
Auf facebook teilen...
Twittern...
Drucken...
LNSLNS
Zehn Euro beim ersten Besuch im Quartal: Dabei soll es aus Sicht von Bundeskanzlerin Merkel bleiben. Foto: dapd
Zehn Euro beim ersten Besuch im Quartal: Dabei soll es aus Sicht von Bundeskanzlerin Merkel bleiben. Foto: dapd

Die Deutsche Gesellschaft für Gesundheitsökonomie (DGGÖ) schlägt vor, die Praxisgebühr auf alle Arztbesuche auszuweiten. Fünf Euro sollen generell pro Arztbesuch fällig werden anstatt zehn Euro beim ersten Besuch im Quartal. Die Zuzahlung im Krankenhaus, je zehn Euro für die ersten 28 Tage, sei dagegen überflüssig und solle gestrichen werden, lautet der Vorschlag.

Die Gesundheitsökonomen, darunter Prof. Dr. Friedrich Breyer, Vorsitzender der DGGÖ, und Prof. Dr. Jürgen Wasem von der Universität Duisburg, erhoffen sich dadurch einen Rückgang der im internationalen Vergleich häufigen Arztbesuche in Deutschland (durchschnittlich 17 pro Jahr). Das System der Zuzahlung müsse reformiert werden, erklärte Breyer. Unter dem Strich erwarten die Ökonomen mit der Erhebung von fünf Euro und der Abschaffung der Krankenhauszuzahlung Einnahmen von 2,4 Milliarden Euro anstatt wie bisher 2,2 Milliarden Euro. Dabei gehen sie von zehn Prozent weniger Arztbesuchen aus.

Der Vorschlag der Ökonomen kommt zu einer Zeit, in der der Koalitionsstreit um die Praxisgebühr einen neuen Höhepunkt erreicht. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ließ gerade durch einen Sprecher die von Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr und der FDP geforderte Abschaffung der Gebühr ablehnen. Aber auch Unions-Gesundheitspolitiker können sich mit den Vorschlägen der Wissenschaftler nicht anfreunden. „Eine Ausweitung der Praxisgebühr auf alle Arztbesuche wäre ökonomisch sinnlos, sozial ungerecht und bringt für die Ärzte noch mehr bürokratischen Aufwand“, sagte der hessische Sozialminister, Stefan Grüttner (CDU), und verlangt eine Abschaffung der Praxisgebühr. ER

Fachgebiet

Zum Artikel

Der klinische Schnappschuss

Alle Leserbriefe zum Thema

Stellenangebote