SPEKTRUM: Akut
Studie bei Kleinkindern: Nasaler Influenza-Impfstoff


Eine Atemwegsinfektion mit Influenzaviren verläuft bei Kindern meistens blande. Die Impfung führt dagegen zu
Nebenwirkungen. Im Verlauf der Studie erkrankten 6,5 Prozent der Kinder an leichtem Fieber. Das Risiko einer
nasalen Kongestion war um 50 Prozent erhöht. Außerdem muß die Impfung jährlich durch subkutane oder
intramuskuläre Injektion wiederholt werden. Diese "Belästigung" ist bei dem neuen Impfstoff, den die Firma
Aviron mit Unterstützung des NIAID getestet hat, nicht notwendig. Die Vakzine wird mit einem Zerstäuber
lokal auf die Nasenschleimhaut appliziert. Sie enthält Lebendviren, deren Infektiosität jedoch so weit
abgeschwächt ist, daß sie sich zwar in der kälteren Umgebung der Nasenschleimhaut vermehren können.
Aufgrund ihrer Wärmeempfindlichkeit sind sie in den unteren Atemwegen nicht infektiös.
Das Immunsystem der Schleimhaut vermittelt eine zuverlässige Immunität. Sie betrifft natürlich nur die jährlich
neu bestimmten Grippeviren und nicht etwa die Erreger der Otitis media, die in den meisten Fällen von
Bakterien verursacht wird. Atemwegsinfekte sind jedoch ein häufiger Trigger von Mittelohrentzündungen.
Durch die Schwellung der Rachenschleimhaut verschließt sich die Tuba auditiva. Die Drainage des Mittelohrs ist
behindert. Dies begünstigt eine bakterielle Besiedlung. Wenn die Grippeimpfung dies verhindert, wäre dies ein
großer Fortschritt, denn die Otitis media ist eine der häufigsten pädiatrischen Indikationen für die Verschreibung
von Antibiotika. Man darf gespannt sein, ob es aufgrund der Untersuchung zu neuen Empfehlungen kommt.
Rüdiger Meyer
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