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Alemtuzumab: Ärzte kritisieren Marktrücknahme


Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) und die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) haben die Marktrücknahme des Präparats Mabcampath (Alemtuzumab) kritisiert. Nach Angaben der Europäischen Zulassungsbehörde EMA hat der Hersteller Genzyme, der zur Sanofi-Gruppe gehört, aus kommerziellen Gründen freiwillig auf die Marktzulassung verzichtet.
Alemtuzumab war seit 2001 zur Behandlung von Patienten mit chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) vom B-Zell-Typ zugelassen, für die eine Fludarabin-Kombinationschemotherapie nicht infrage kam. Diese Patienten sollen jetzt in speziellen Programmen behandelt werden.
Genzyme hat inzwischen für Alemtuzumab eine Zulassung zur Behandlung der multiplen Sklerose beantragt. In dieser Indikation wird das Präparat niedriger dosiert. Zugleich sind dort die Patientenzahlen höher, und es lassen sich höhere Preise erzielen. Bliebe Alemtuzumab für die Indikation CLL weiterhin auf dem Markt, könnte sich das negativ auf das Preisniveau in der neuen Indikation auswirken, so die AkdÄ. Durch die Marktrücknahme könne das Unternehmen mit einer deutlichen Umsatz- und Gewinnsteigerung rechnen. „Mit der freiwilligen Marktrücknahme und dem geplanten ‚Indikations-Hopping‘ entzieht sich der pharmazeutische Unternehmer seiner Verantwortung auf inakzeptable Weise“, kritisiert die AkdÄ und fordert gesetzliche Rahmenbedingungen, die ein solches Vorgehen künftig verhindern.
Für absolut inakzeptabel hält auch die DGHO das Vorgehen von Genzyme. Die Patienten mit CLL verlören den direkten Zugang zu einem wirksamen Medikament. HK
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