

Es stellt sich die Frage, ob die Charité das Ziel verfolgt, erstklassige medizinische Forschung abzuschaffen. In ihrer neuen Promotionsordnung (ab Sommer 2012) wird die sogenannte Publikationspromotion gefordert (1), dass heißt, der Doktorand sollte Erstautor in einem internationalen Journal mit möglichst hohem (für den Individualforscher äußerst dubiosen [2]) Impact-Faktor sein. Doktoranden sind aber akademische Anfänger. Anfängerarbeiten sind nicht erstklassig. Erst wenn der Doktorand sehr gut betreut wird, in der Regel von einem PD oder einem „fast PD“, können erstklassige universitäre Arbeiten entstehen. Das Problem ist aber, dass ein PD oder ein „fast PD“ selbst Erstautorschaften für eine Professur oder ein PD benötigen (3, 4). Sollten jetzt die Erstautorschaften regelmäßig an die betreuten Doktoranden gehen, dann wird es keine Betreuungen mehr geben, dass heißt die entstehenden Uni-Arbeiten werden immer nur solche von unbetreuten Anfängern sein. Statt die Effizienz zu steigern, werden die Berliner die Effizienz mindern.
DOI: 10.3238/arztebl.2012.0753b
PD Dr. med. Thomas Stief
Institut für Laboratoriumsmedizin und Pathobiochemie, Marburg
thstief@med.uni-marburg.de
Interessenkonflikt
Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt besteht.
1. | Ziemann E, Oestmann J-W: Publications by doctoral candidates at charité university hospital, Berlin, from 1998–2008. Dtsch Arztebl Int 2012; 109(18): 333–7. VOLLTEXT |
2. | Seglen PO: Why the impact factor of journals should not be used for evaluating research. BMJ 1997; 314: 498–502. CrossRef MEDLINE PubMed Central |
3. | Stief TW: The Researcher´s publication index. Hemostasis Laboratory 2011; 4: 261–2. |
4. | Stief TW: Red flags and green flags. Hemostasis Laboratory 2012; 5 (Heft 3, im Druck). |
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