ArchivDeutsches Ärzteblatt45/2012Zukunftsperspektiven für Ärzte: „Der schönste Beruf der Welt“

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Zukunftsperspektiven für Ärzte: „Der schönste Beruf der Welt“

Richter-Kuhlmann, Eva

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Auf dem 6. Bundeskongress des Deutschen Ärzteblattes wurde deutlich: Nachwuchsärzte haben nicht nur gute Aussichten auf einen Arbeitsplatz, sondern auch auf die Verwirklichung privater Lebensziele.

Noch liegt einiges im Argen: Laura König konfrontierte Andreas Köhler, Ulrike Flach und Frank Ulrich Montgomery (von links) mit den Forderungen der Studierenden. Bildmitte: DÄ-Moderatorin Eva Richter-Kuhlmann. Foto: Peter Himsel
Noch liegt einiges im Argen: Laura König konfrontierte Andreas Köhler, Ulrike Flach und Frank Ulrich Montgomery (von links) mit den Forderungen der Studierenden. Bildmitte: DÄ-Moderatorin Eva Richter-Kuhlmann. Foto: Peter Himsel

Nahezu alle Türen stehen ihr heutzutage als Nachwuchsmedizinerin offen. Dessen ist sich Laura König von der Fachschaftsinitiative Medizin der Charite´ – Universitätsmedizin Berlin bewusst. Doch auch wenn die Krankenhäuser den Nachwuchs umwerben und beste Arbeitsbedingungen anpreisen, gebe es noch viele Defizite, meint die Medizinstudentin im 5. Semester. „An vielen Kliniken herrschen immer noch stark hierarchische Strukturen, und gerade jungen Frauen wird es schwergemacht, Beruf und ein Familienleben unter einen Hut zu bekommen.“

Ihre Kritik konnte die Studentin während einer Podiumsdiskussion beim Bundeskongress „Operation Karriere“ des Deutschen Ärzteblattes Ende Oktober direkt an Vertreter der Ärzteschaft und der Politik richten – konkret an die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, Ulrike Flach (FDP), den Präsidenten der Bundesärztekammer, Prof. Dr. med. Frank Ulrich Montgomery, sowie den Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Dr. med. Andreas Köhler. Etwa 600 Teilnehmer, größtenteils Medizinstudierende und Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung, diskutierten insgesamt an beiden Kongresstagen mittlerweile zum sechsten Mal in Folge* im Berliner Langenbeck-Virchow-Haus über ihre Karrierechancen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Dabei informierten sie sich gleichzeitig bei etwa 30 Vorträgen und zahlreichen Ausstellern über ihre Weiterbildungsmöglichkeiten in den einzelnen Fachrichtungen.

Die Kritikpunkte von Laura König nannte Montgomery „berechtigte Forderungen“. Während frühere Ärztegenerationen bestehende Strukturen klaglos hingenommen hätten, sei es gut und richtig, diese jetzt konkret zu benennen. „Beruf und Familie dürfen sich nicht ausschließen“, betonte er. Die Krankenhäuser müssten sich deshalb mehr Gedanken über die Rahmenbedingungen machen. „Das ist die Herausforderung der Zeit.“

„Auf das veränderte Lebensgefühl muss reagiert werden“

An die Studierenden gewandt konstatierte der Präsident: „Der Arztberuf ist nach wie vor der schönste Beruf der Welt.“ Denn die ärztliche Tätigkeit sei hochbefriedigend. Dies zeigten auch aktuelle Studien zur Berufszufriedenheit bei Ärztinnen und Ärzten.

,,Wir brauchen zufriedene Ärzte“, betonte auch Flach zur Eröffnung des Kongresses. Dazu müsse das veränderte Lebensgefühl der heutigen Ärztegeneration erfasst und politisch darauf reagiert werden. Ein Schritt in diese Richtung sei die Änderung der Ärztlichen Approbationsordnung gewesen, die seit dem Sommer in Kraft ist und Forderungen der Studierenden – wie die Abschaffung des Hammerexamens, eine bundesweit freie Wahl des Lehrkrankenhauses für das praktische Jahr sowie Teilzeitmöglichkeiten – aufgegriffen habe. Als eine weitere Maßnahme würde die Staatssekretärin auch gern die Anzahl der Medizinstudienplätze in Deutschland erhöhen. „Doch da stoßen wir bei den Ländern weder auf offene Ohren noch auf gefüllte Kassen“, sagte Flach.

Eins ist der Staatssekretärin zufolge aber sicher: Damit die derzeit etwa 10 000 Medizinabsolventen pro Jahr auch tatsächlich in der kurativen Medizin tätig werden, müssen sich die Rahmenbedingungen der bisherigen Berufsausübung ändern. Dabei verwies sie auf das GKV-Versorgungsstrukturgesetz, mit dem die Bundesregierung bereits konkrete Maßnahmen ergriffen habe, den zunehmenden Mangel an Ärztinnen und Ärzten zu bekämpfen, sowie auf das bereits vor einigen Jahren beschlossene Vertragsarztrechts-Änderungsgesetz. „Die Zukunft der Medizin ist ambulant“, bekräftigte auch Köhler. „Die Möglichkeiten, selbst zu entscheiden, wie Sie Ihre Arbeit gestalten wollen, sind so vielfältig wie nie“, erläuterte er. Auch für Laura König könnte die ambulante Tätigkeit eine Option sein: Sie möchte Internistin/Kardiologin werden.

Dr. med. Eva Richter-Kuhlmann

*Dem Bundeskongress in Berlin wird am 24. November noch ein Regionalkongress in Köln folgen. Weitere regionale Kongresse sind 2013 in Frankfurt/M., Hamburg und München geplant.

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