

Es ist das Verdienst dieses Buches, den aktuellen Stand des Themas, in vielen Richtungen vertiefend, auf mehr als 300 Seiten zusammengetragen zu haben. Dabei wird deutlich, dass es „den Humor“ nicht gibt. Die neuesten neurobiologischen Erkenntnisse mögen uns lachhaft erscheinen, sind aber der ernsthafte Versuch, dem Humor auf naturwissenschaftliche Weise näherzukommen. Die Ergebnisse ermuntern und fügen sich als Mosaiksteine in die Emotionsforschung. Die verschiedenen Beiträge zeigen auch, wie mannigfaltig dieses Thema ist und wie schwierig abgrenzbar oder eindeutig definierbar. Die richtige Dosierung ist allerdings ebenfalls beim Humor gefragt: zu wenig unterkühlt, zu viel überhitzt. Die im Buch gegebene Struktur hilft, sich nicht zu verlieren und eine gute Übersicht zu gewinnen. Das ist auch Ziel des Humors selbst: Abstand bei schwierigen Themen herstellen mit einem guten Gefühl.
Die geschickt angeordneten 19 Kapitel (hier wird ein weiter, schulenübergreifender Bogen gebildet) werden durch Einleitung und Schlusswort produktiv geklammert. Der Herausgeberin ist es gelungen, Räume für die beteiligten Autoren zu öffnen und am Ende auch wieder zu schließen. Die weit gefächerten Einsatzmöglichkeiten des Humors reichen von der Schwangerschaft bis in die Nachzeit der Trauer. Humor ist gerade in Krisen oft abhandengekommen. Die Kunst besteht darin, ihn wieder zum Leben zu erwecken. Das gilt für innere wie für äußere Bedrohungen, für Krankheiten, körperlichen, sexuellen Missbrauch wie auch für Hafterfahrung und politische Verfolgung. Humor ist auf der ganzen Spannbreite wichtig, also auch für mittelschwere und leichte Störungen, für Kranke wie für Gesunde, für Jung und Alt. An dieser Stelle ist die prophylaktische Wirkung des Humors herauszustellen. Haben Sie heute schon gelacht? Sollte man sich im Sinne der Psychohygiene nicht jeden Tag Humor verordnen ?
Das Buch ist ein guter Wegweiser und ein kompetentes Orientierungsmittel für die verschiedenen therapeutischen Anwendungsformen des Humors, auch geeignet als Nachschlagewerk. Eckart von Hirschhausen bringt es auf den Punkt: „Der Depressive hängt in der Vergangenheit fest, der Angstpatient in der Zukunft, aber wer lacht, ist immer für diesen Moment in der Gegenwart.“ Karl-Heinz Bomberg
Barbara Wild: Humor in Psychiatrie und Psychotherapie. Neurobiologie, Methoden, Praxis. Schattauer, Stuttgart 2012, 336 Seiten, gebunden, 39,95 Euro
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