ArchivDeutsches Ärzteblatt10/2013KBV-Vertreterversammlung: Grundversorgung plötzlich „sexy“

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KBV-Vertreterversammlung: Grundversorgung plötzlich „sexy“

Rieser, Sabine

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Sabine Rieser, Leiterin der Berliner Redaktion
Sabine Rieser, Leiterin der Berliner Redaktion

Kommt das neue Hausarztkapitel im Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) bis zum 1. Juli – oder kommt es nicht? Wer darauf derzeit eine Antwort gibt, der spekuliert. Am 1. März, kurz vor Redaktionsschluss, hat die Vertreterversammlung (VV) der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) hinter verschlossenen Türen lediglich den Beschluss gefasst, man möge auf Basis der Eckpunkte vom Dezember 2012 weiterarbeiten. Sie ist einverstanden mit den grundsätzlichen Vorstellungen der KBV-Spitze zur endgültigen Trennung der Honorartöpfe von Haus- und Fachärzten. Und sie will bis zum nächsten Treffen Ende Mai die Ergebnisse von Simulationsberechnungen sehen, mit Hilfe derer die Folgen der Überarbeitung des Hausarzt-Kapitels abgeschätzt werden können. Aber ob es bis zum 1. Juli fertig sein wird?

Nicht alle, so ist zu hören, sind von den Regeln überzeugt, nach denen das Hausarzt-Kapitel und dann teilweise auch die anderen EBM-Kapitel umgestaltet werden sollen. Erklärtes Ziel sei es, „die Grundversorger sowohl im hausärztlichen als auch im fachärztlichen Bereich, das heißt, vor allem die weniger technikgebundenen, dafür aber betreuungsintensiven Leistungen zu fördern“, betonte der KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. med. Andreas Köhler. Was die Hausärzte anbelangt, so soll bei der Honorierung zwischen typischen und atypischen Leistungen unterschieden werden.

Konkret will die KBV eine neue versorgungsbereichsspezifische Grundpauschale für die hausärztliche Versorgung einführen, die nur für „typische“ hausärztliche Leistungen gezahlt würde. Bestimmte „atypische“ Leistungen wie Schmerztherapie, Akupunktur, die HIV-/Aids-Schwerpunktversorgung oder spezielle onkologische beziehungsweise diabetologische Leistungen würden nach EBM, aber nicht zusätzlich mit der neuen Grundpauschale vergütet.

Dass darüber diskutiert wird, ist klar: Viele finden es zwar richtig, die Kollegen endlich besser zu honorieren, die in ihren Hausarztpraxen ein breites Versorgungsangebot vorhalten und sehr viel arbeiten, gerade in ländlichen Gegenden. Doch nach der Logik des Systems muss dann an anderer Stelle gespart werden, wenigstens teilweise. Das sehen jene Hausärzte nicht ein, die sich spezialisiert oder ihre Nische gefunden haben und davon überzeugt sind, ebenfalls einen wichtigen Beitrag zur Versorgung zu leisten.

Doch auch die Fachärzte diskutieren über den neuen EBM. Für sie soll es ein Pendant geben, eine Pauschale für die fachärztliche Grundversorgung, ebenfalls um die Basisversorger besser als bisher zu honorieren. Diese würde, so der derzeitige Stand, nicht anhand eines bestimmten Leistungskatalogs zugeordnet, sondern wäre bestimmten Arztgruppen vorbehalten. KBV-Vorstand Köhler hat gegenüber der VV angemerkt, was solche Eckpunkte auslösen: „Seit das Konzept in der Welt ist, scheint Grundversorgung auf einmal wieder sexy zu sein. Ich glaube, es gab nahezu keinen fachärztlichen Berufsverband, der mich nicht kontaktiert hat, um deutlich zu machen, dass sein Fachgebiet zweifelsfrei zur Grundversorgung zählt.“

Ausführlichere Berichte über die geplanten EBM-Reformen und das Positionspapier der KBV zur Bundestagswahl folgen im nächsten Heft.

Sabine Rieser
Leiterin der Berliner Redaktion

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