KULTUR
Konkrete Kunst: „Das Große ist immer einfach“


Der Stahlbildner und Arzt Roland Phleps lud den ungarischen Maler und Stahlbildner János Fajó ein, in der Skulpturenhalle in Freiburg auszustellen.
Konkrete kunst ist in ihren letzten konsequenzen der reine ausdruck von harmonischem maß und gesetz“, formulierte Max Bill, der als erster konsequent „konkreter“ Bildhauer gilt und mit seinen malerischen Werken und Skulpturen Maßstäbe setzte. Noch immer geht von „konkreter Kunst“ eine beseelende, schöpferische Faszination aus, noch immer entsteht in diesem Genre Neues, Einmaliges, Faszinierendes:
Der Stahlbildner und Arzt Dr. med. Roland Phleps (DÄ, Heft 33/2010) lud den ungarischen Maler und Stahlbildner János Fajó ein, in der Skulpturenhalle der „Stiftung für Konkrete Kunst Roland Phleps“ in Freiburg auszustellen. Fajó wollte ausdrücklich zu seinen eigenen Werken einige „korrespondierende“ Arbeiten von Roland Phleps stellen. Diese spiegeln die Seelenverwandtschaft beider Künstler wider, lassen die verwandte künstlerische Mentalität und Position erkennen. Zudem haben beide gemeinsame Wurzeln in der alten K.-u.-k.-Welt der Habsburger.
Beide Künstler fertigten anfänglich aus Karton ausgeschnittene und „spielerisch“ verwandelte geometrische Formen für ihre Skulpturen-modelle an, die sie danach in Aluminium und (Edel-)Stahlblech realisierten. Im Laufe der Jahre „expandierten“ ihre anfänglich kleinen Werke mit Hilfe professioneller stahlverarbeitender Firmen in beachtliche Höhen. „Das Große ist immer einfach“, lautet das Credo beider Künstler. Fajós eigener Stil, der sich insbesondere aus den geometrischen Traditionen des Konstruktivismus speist, bildete sich in der zweiten Hälfte der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts heraus. „Es sind erst die Jah
János Fajó (1937 in Orosháza geboren) wuchs jenseits des Eisernen Vorhangs auf. Budapest bildete und bildet noch immer seinen Lebensmittelpunkt: Dort erfuhr er seine malerische Ausbildung an der Akademie für Angewandte Kunst in der Fachrichtung Dekorationsmalerei. Lajos Kassák bezeichnete er als „seinen Meister, geistigen Mentor“. „Seit 1965 habe ich keine Objekte mehr gemalt. Die Komposition meiner Gemälde besteht (seitdem) aus geometrischen, ausgewogenen Formenmustern.“ Kreise, Quadrate, Dreiecke, Ellipsen und ihre Reihungen bilden deren Basis. Fajós plastisches Werk ist folgerichtig eng mit seinem malerischen verwandt.
Über sein plastisches Werk schrieb Fajó: „Form ist der Ausdruck der Kraft des Verstandes und der Seele, während Farbe die Verkörperung von Emotionen und Stimmungen ist. Die Skulptur besitzt nur Form, während Farbe beides hat.“ János Fajó arbeitete bis zu deren Lebensende mit Lajos Kassák, Victor Vasarely, Nikolas Schöffer und Max Bill, mit dem er eng befreundet war, zusammen. Max Bill sagte anlässlich einer gemeinsamen Ausstellung in der Ost-West-Galerie in Zürich am 8. September 1988 über Fajós Werk: „Es sind da ganz merkwürdige, durch die Komposition sich ergebende Raumgebilde, die man eigentlich gar nicht richtig definieren kann, weil alles aus flachen Flächen, aus wirklich unschattierten Flächen besteht. Ich glaube, er hat hier etwas gemacht, das bis jetzt noch nicht bestand und das eine ganz originale neue Form bringt innerhalb dieser ganzen konkreten Kunst.“
Dr. med. Stephanie Krannich
Informationen
Die Ausstellung „Budapest – Freiburg – Konkrete Kunst von János Fajó und Roland Phleps“ ist bis 5. Mai in der Skulpturenhalle Stiftung für konkrete Kunst Roland Phleps, 79104 Freiburg (Zähringen), Pochgasse 73 zu sehen. Öffnungszeiten: sonntags von 11.30 Uhr bis 13.30 Uhr, außerdem jederzeit nach telefonischer Vereinbarung, Telefon: 0761 54121. Der Eintritt zu den Ausstellungen und Veranstaltungen ist frei. Weitere Informationen über aktuelle Ausstellungen und Begleitprogramme (Konzerte, Vorträge) unter: www.stiftung-konkrete-kunst.de
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