

Eine 52-jährige Patientin stellt sich bei ihrer Gynäkologin mit Hitzewallungen vor. Sie berichtet über eine Gesichtsrötung, starkes anfallsartiges Schwitzen und Herzrasen. Der Zyklus sei in den letzten drei Jahren zunehmend unregelmäßig gewesen. Gegen die klimakterischen Beschwerden verordnet die Gynäkologin eine Hormonersatztherapie. Nach drei Monaten haben sich die Beschwerden der Patientin nicht gebessert, zusätzlich sind auch noch Durchfälle hinzugekommen.
Bei der internistischen Abklärung der Diarrhöen ist die Koloskopie endoskopisch und histopathologisch unauffällig. Die Oberbauchsonographie zeigt multiple dringend metastasenverdächtige Rundherde in der Leber, ohne dass sich ein Primätumor erkennen ließe.
Bei der explorativen Laparotomie werden vergrößerte und verfestigte mesenteriale Lymphknoten gefunden und samt des zugehörigen Dünndarmsegmentes onkologisch reseziert sowie eine Leber-Probeentnahme (PE) entnommen.
Auflösung
Es liegt ein Karzinoid (gut differenzierter neuroendokriner Tumor) des Ileums vor. Der Primärtumor ist für eine bildgebende Detektion zu klein und konnte in der Koloskopie nicht erreicht werden. Typisch für diesen Tumortyp ist, dass ein sehr kleiner Primärtumor große Lymphknotenmetastasen und bereits Fernmetastasen aufweist.
Hintergrund
Diese Tumoren produzieren hormonartige Substanzen, die über die Pfortader in die Leber gelangen und dort deaktiviert werden. Erst bei Auftreten von Lebermetastasen gelangen diese in den Kreislauf und verursachen die primäre Symptomatik der Patientin (sogenanntes Flush-Syndrom).
Therapie
Die Patientin erhält eine palliative Therapie mit dem Somatostatin-Analogon Octreotid.
Priv.-Doz. Dr. med. Helene Geddert, St.-Vincentius-Kliniken Karlsruhe
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