

Der Text hat es in sich, wirklich: „After all, cheap money makes it easier to borrow than to save, easier to spend than to tax, easier to remain the same than to change.“ Diesen sehr aufschlussreichen Text hat niemand anderes verfasst als die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Nun wird die BIZ jetzt nicht sofort jedem geläufig sein, aber hier handelt es sich in der Tat um die Bank aller Notenbanken, also durchaus um eine Institution mit Gewicht. Und die Aussage hat – auch wenn er sie vielleicht gar nicht gelesen hat, wovon ich allerdings weniger ausgehe – allemal Ohrfeigencharakter für den Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB).
In selbigem Jahresbericht steht etwa auch, dass die mit der lockeren Geldpolitik gewonnene Zeit von der Politik bisher nicht genutzt wurde. All das ficht den Chef der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, überhaupt nicht an. Er verkündete vor gut drei Wochen locker, flockig, aber vehement, das niedrige Zinsniveau werde „für einen längeren Zeitraum beibehalten“. Das bedeutet nichts anderes als eine mit Goldrand bedruckte Einladung an die Regierungen des Euroraumes, den Schlendrian unbekümmert fortzusetzen.
In der Praxis führt die Fortführung der laxen Geldpolitik nämlich dazu, dass die Lenkungsfunktion der Zinsen außer Kraft gesetzt wird. Das bedeutet, Kapital fließt nicht dahin, wo es volkswirtschaftlich am nützlichsten ist, sondern dahin, wo die Spekulation den höchsten Ertrag vermutet. Daher kommt es ja bekanntlich zu den typischen Blasenbildungen an den Märkten. Eine verheerende Entwicklung.
Vor dem Ausbruch der Finanzmarktkrise lag der durchschnittliche Zins bei etwa sechs Prozent. Würde dieser heute wieder herbeigeführt, würden einige Euroländer das nicht überstehen. Um dies zu verhindern, pflegt die EZB eben genau die Politik des leichten Geldes. Die Lösung kann nur die strikte Konsolidierung der Staatsfinanzen sein. Draghi hat sich also quasi selbst Handschellen angelegt und den Spekulanten wie auch den Politikern die Schlüssel übergeben.
Es würde ja noch angehen, wenn nur Mario Draghi eine schallende Ohrfeige von der BIZ bekommen hätte, was er daraus macht, wäre ja schließlich seine Sache. Doch der EZB-Obere versteht anscheinend nicht die Botschaft, sondern handelt ihr sehenden Auges zuwider. Das heißt in aller Schlichtheit, Draghi gibt seinerseits den Anlegern was auf die Ohren. Indem sie am Ende die Zeche bezahlen. Nur die können am Ende weder etwas dafür, noch haben sie es verdient. Das ist die wahre und schreiende Ungerechtigkeit in dem ganzen Schlamassel.
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