ArchivDeutsches Ärzteblatt35-36/2013Selbsthilfe berücksichtigen
Als E-Mail versenden...
Auf facebook teilen...
Twittern...
Drucken...
LNSLNS

Bedauerlicherweise bleibt im Artikel (1) die Selbsthilfe unberücksichtigt. Die gemeinnützige Selbsthilfeorganisation Deutsche Tinnitus-Liga (DTL) leistet hier einen wichtigen Beitrag zur Stützung der Betroffenen (2). Es ist den Autoren jedoch anzurechnen, das Thema Tinnitusbewältigung umfassend dargestellt zu haben. Gleichzeitig sollte aber auch deutlich werden, dass es sich überwiegend um Tinnitusbewältigung und nicht um eine Heilung handelt. Vor allem für extrem hochbelastete Tinnituspatienten stellt allein schon die Reduktion der Belastung ein realistisches Therapieziel dar.

Wissenschaftliche Evaluationen zeigen, dass sich unter den 14 000 Mitgliedern der DTL 16 % im Schweregrad vier befinden (Mini-TF12) (3). Um die Effektivität der Selbsthilfe in qualifizierten Selbsthilfegruppen zu belegen, hat die DTL in Kooperation mit der Universität Hamburg eine große prospektive 3-Jahres-Studie gestartet (2, 4).

Es gibt nach unserer Erfahrung bessere Graduierungen des Tinnitusschweregrades als die von den Autoren im Kasten aufgeführte Fremdeinschätzung. Die DTL bietet Interessierten den Tinnitustest auf der Homepage, der auf der Basis des wissenschaftlich evaluierten Mini-TF12 basiert und jährlich von circa 20 000 Betroffenen durchgeführt wird. Unter ihnen sind 16 % schwerstbelastete Personen (3).

Im Artikel wird vermehrt undifferenziert von „Tinnituspatienten” gesprochen, mal für alle Betroffenen, dann aber auch für die eigentlich Leidenden, die oft wirklich als „Patienten” zu bezeichnen sind. Wenn das Leiden unter dem Tinnitus über Monate hinweg eindeutig im Vordergrund steht, sollte der Tinnitus im ICD-10 nicht mehr nur unter der Symptom-Kategorie H 93.1 sondern unter einer neu zu etablierenden Krankheitskategorie erfassbar werden. Die DTL – unterstützt von der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) – ist beim Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) für das ICD-10-GM 2014 hier initiativ geworden.

DOI: 10.3238/arztebl.2013.0599a

Volker Albert

Michael Bergmann

Deutsche Tinnitus-Liga e. V., Wuppertal

m.bergmann@tinnitus-liga.de

Interessenkonflikt

Herr Albert ist ehrenamtlicher Vorsitzender der Deutschen Tinnitus-Liga e. V.

Herr Bergmann ist Geschäftsführer der Deutschen Tinnitus-Liga e. V.

1.
Kreuzer PM, Vielsmeier V, Langguth B: Chronic tinnitus: an interdisciplinary challenge. Dtsch Arztebl Int 2013; 110(16): 278–84 VOLLTEXT
2.
Goebel G: Was ist Tinnitus-Selbsthilfe und welche Bedeutung hat sie? In: Hesse G (ed.): Tinnitus. Stuttgart: Thieme 2008: 175–77.
3.
Goebel G: Psychische Komorbidität bei Tinnitus. Psychiatr Psychother Up2date 2010; 4: 389–408 CrossRef
4.
Kofahl C, Wagner S, Goebel, G: Evaluation der Wirksamkeit von Selbsthilfegruppenarbeit in der Deutschen Tinnitus-Liga e. V. (DTL). Tinnitus-Forum 2012; 3: 26–7.
1.Kreuzer PM, Vielsmeier V, Langguth B: Chronic tinnitus: an interdisciplinary challenge. Dtsch Arztebl Int 2013; 110(16): 278–84 VOLLTEXT
2.Goebel G: Was ist Tinnitus-Selbsthilfe und welche Bedeutung hat sie? In: Hesse G (ed.): Tinnitus. Stuttgart: Thieme 2008: 175–77.
3.Goebel G: Psychische Komorbidität bei Tinnitus. Psychiatr Psychother Up2date 2010; 4: 389–408 CrossRef
4.Kofahl C, Wagner S, Goebel, G: Evaluation der Wirksamkeit von Selbsthilfegruppenarbeit in der Deutschen Tinnitus-Liga e. V. (DTL). Tinnitus-Forum 2012; 3: 26–7.

Fachgebiet

Der klinische Schnappschuss

Stellenangebote