MEDIZINREPORT: Studien im Fokus
Hämorrhagien der Conjunctiva: Bindehautblutung deutet auf erhöhtes Schlaganfallrisiko


Eine Unterblutung der Bindehaut gilt bei atraumatischer Ursache in der augenärztlichen Praxis als vergleichsweise harmloser Befund: Eine Behandlung ist in der Regel nicht erforderlich. Aus verschiedenen Publikationen gibt es allerdings Hinweise, zumindest bei Patienten mit wiederholten Bindehautblutungen, dass es einen Zusammenhang mit dem Hypertonus geben kann.
Jetzt hat erstmals eine große populationsbasierte Studie eine Assoziation der konjunktivalen Hämorrhagie mit einem Risiko für Schlaganfall belegt. Es wurden die Daten zweier großer Kohorten des taiwanesischen Gesundheitswesens miteinander verglichen: 17 349 Patienten mit Bindehautblutung und 86 745 Kontrollpersonen: Es waren dies jeweils fünf pro Patient in Bezug auf relevante Parameter wie Alter, Geschlecht und sozioökonomischer Status gematchte Personen ohne entsprechenden ophthalmologischen Befund. Innerhalb eines dreijährigen Beobachtungszeitraumes hatten 7,3 % der Patienten mit einer Bindehautblutung in der Anamnese einen Schlaganfall erlitten, in der Kontrollgruppe waren es 4,9 %. Die Population umfasste ausschließlich Personen, die mindestens 40 Jahre alt waren, da unterhalb dieser Altersgrenze Bindehautblutungen meist traumatischer Genese (zum Beispiel Sport oder Heimwerken) sind.
Die Schlaganfallinzidenz pro 100 Personenjahre wurde für Patienten mit Bindehautblutung mit 2,44 und für die Kontrollgruppe mit 1,63 errechnet. Nach statistischer Adjustierung für Risikofaktoren wie Hypertonus, Diabetes und Hyperlidpidämie wurde eine Hazard Ratio (HR) für Schlaganfall von 1,33 bei Bindehautblutung ermittelt (ohne Blutung: 1,0). Zum Vergleich: die HR eines Schlaganfalls betrug bei Diabetes 1,44, bei einem überdurchschnittlich hohem Einkommen 2,05, bei koronarer Herzkrankheit 2,34 und bei Hypertonus 4,97.
Fazit: Patienten mit konjunktivalen Blutergüssen haben innerhalb von drei Jahren nach diesem Ereignis ein signifikant erhöhtes Schlaganfallrisiko.
Patienten ab dem 40. Lebensjahr, bei denen konjunktivale Hämorrhagien festgestellt werden, sollten vom Ophthalmologen auf dieses Risiko hingewiesen und motiviert werden, Kollegen aufzusuchen, in deren Fachgebiet die Prävention des Schlaganfalls fällt.
Dr. med. Ronald D. Gerste
Wang TJ, Keller JJ, Sheu JJ, et al.: A 3-year follow-up study on the risk of stroke among patients with conjunctival hemorrhage. Acta Ophtalmologica 2013; 91: 226–30. MEDLINE
Leserkommentare
Um Artikel, Nachrichten oder Blogs kommentieren zu können, müssen Sie registriert sein. Sind sie bereits für den Newsletter oder den Stellenmarkt registriert, können Sie sich hier direkt anmelden.