

Inkretin-basierte Therapien sind praktisch ohne Hypoglykämierisiko für Patienten.
Während der Insulinspiegel bei gesunden Personen nach einer Mahlzeit steigt und der Glukagonspiegel abnimmt, fehlen beim Typ-2-Diabetiker beide Reaktionen mehr oder weniger. Tierexperimentelle Daten sprechen dafür, dass dies auf einer direkten Interaktion zwischen Betazellen und Alphazellen in der Bauchspeicheldrüse beruht, erklärte Prof. Dr. med. Juris J. Meier, Bochum. Die Alphazellen werden nur gebremst, wenn die Betazellen die Insulinproduktion auf einen Glukosereiz adäquat hochfahren. Das ist jedoch bei Diabetikern nicht der Fall, erklärte Meier.
Umgekehrt lässt sich auch die bei Diabetikern gestörte Glukagon-Gegenregulation im Falle einer Hypoglykämie mit dieser Interaktion erklären. Normalerweise würde eine Hypoglykämie dazu führen, dass die Insulinausschüttung rasch abfällt. Dies ist für die Alphazellen neben der Hypoglykämie selbst ein wichtiges Signal, um adäquat Glukagon zu sezernieren. Bei Typ-2-Diabetikern gibt es diesen raschen Abfall nicht, da gar nicht ausreichend Insulin produziert wird.
Inkretin-basierte Therapien wie GLP-1-Analoga und DPP-4-Inhibitoren wie Sitagliptin (Januvia®) weisen praktisch kein Hypoglykämierisiko auf, weil sie die Insulinsekretion nur so lange supprimieren, wie der Blutzucker erhöht ist. Die Glukagon-Gegenregulation wird nicht gestört. Auch um das Gehirn zu schützen, ist es wichtig, Hypoglykämien zu vermeiden, erklärte Prof. Dr. med. Hans-Ulrich Häring, Tübingen. Denn rezidivierende Hypoglykämien sind ein wesentlicher Grund dafür, dass der Typ-2-Diabetes mit einer Einschränkung der kognitiven Funktion und einem um das 1,5- bis zweifache erhöhten Demenzrisiko assoziiert ist.
Demenzen bei Hypoglykämien
In einer großen Kohortenstudie mit älteren Typ-2-Diabetikern konnte sogar gezeigt werden, dass das Risiko für eine Demenz mit der Zahl schwerer Hypoglykämien in der Anamnese steigt, und zwar bei einer Episode um 26 Prozent, bei zwei um 80 Prozent und bei drei oder mehr um 94 Prozent (JAMA 2009; 301: 1565–72).
Experimentelle Daten weisen darauf hin, dass GLP-1-Analoga und DPP-4-Inhibitoren auch kardioprotektive Effekte aufweisen, wie eine Reduktion der Infarktgröße im Tiermodell und eine Stabilisierung atherosklerotischer Plaques, erklärte Prof. Dr. med. Nikolaus Marx, Aachen. Auch aus klinischen Studien kommen Hinweise darauf, dass DPP-4-Inhibitoren das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse vermindern könnten. Mit Spannung werden die Ergebnisse von großen kardiovaskulären Outcome-Studien – unter anderen die TECOS-Studie mit Sitagliptin – erwartet, die derzeit mit mehreren Substanzen durchgeführt werden, um den kardioprotektiven Nutzen zu bestätigen.
Dr. med. Angelika Bischoff
MSD-Symposium „Cross-Talk Inkretine: Neues aus der Diabetesforschung“, 48. Jahrestagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) in Leipzig
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