MEDIZINREPORT: Studien im Fokus
Herzinsuffizienz und Anämie: Die Erythropoesestimulation ist ohne Nutzen


Eine Anämie bei Patienten mit Herzinsuffizienz ist assoziiert mit einer Verschlechterung der Symptomatik und erhöhter Sterblichkeit. In der RED-HF-Studie (Reduction of Events by Darbepoetin Alfa in Heart Failure) wurde daher der Effekt von Darbepoetin alfa auf das klinische Ergebnis von Herzinsuffizienzpatienten untersucht.
In die vom Hersteller finanzierte Studie wurden 2 278 Erwachsene (41 % Frauen) im Durchschnittsalter von 72 Jahren mit symptomatischer Herzinsuffizienz und Anämie, definiert als ein Hämoglobinspiegel zwischen 9,0 und 12,0 g/dl, eingeschlossen. Die Patienten erhielten Placebo oder Darbepoetin alfa alle zwei Wochen, bis ein Hämoglobinspiegel von 13 mg/dl erreicht war. Dann wurden sie monatlich mit einer Erhaltungsdosis behandelt. Bei Eisenmangel wurde Eisen substituiert. Der mediane Hämoglobinspiegel lag zu Beginn der Studien bei 11,2 mg/dl in beiden Gruppen. Er stieg in der Darbepoetin-Gruppe auf 13,0 mg/dl, in der Placebo-gruppe auf 11,5 mg /dl.
Der primäre Endpunkt, die Kombination aus Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz, war nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 28 Monaten mit 50,7 % in der Darbepoetin-Gruppe ähnlich wie in der Placebogruppe mit 49,5 % (Hazard-Ratio 1,01; 95-%-Konfidenzintervall 0,90–1,13, p = 0,87). Die beiden Gruppen unterschieden sich auch in keinem der sekundären Endpunkte signifikant. Die Lebensqualität-Scores waren mit Darbepoetin etwas besser als in der Placebogruppe, jedoch waren mit Darbepoetin auch thromboembolische Ereignisse häufiger (13,5 % vs. 10,0 %; p = 0,01).
Fazit: Die Ergebnisse dieser Studie belegen, dass eine Erhöhung des Hämoglobinspiegels bei Patienten mit Herzinsuffizienz durch Darbepoetin alfa keinen Nutzen hat, sondern das Risiko für thromboembolische Ereignisse erhöht.
„Der Hämoglobinspiegel bei Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz ist kein therapeutisches Ziel zur Behandlung mit Erythropoetin-Derivaten, sondern ein Surrogatmarker für eine schlechte Prognose“, kommentiert Prof. Dr. med. Christian Hamm vom Universitätsklinikum Gießen. „Die schlechte Prognose der Herzinsuffizienz lässt sich durch Erythropoesestimulation jedenfalls nicht verbessern.“
Dr. rer. nat. Susanne Heinzl
Swedberg K, et al.: Treatment of Anemia with Darbepoetin Alfa in Systolic Heart Failure. NEJM 2013; 368: 1210–9. MEDLINE
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