MEDIZINREPORT: Studien im Fokus
Vitrektomie bei Diabetes: Schlechte Blutzuckerwerte korrelieren mit Vitrektomie


Eine Vitrektomie wird bei Diabetikern vorgenommen, wenn eine fortgeschrittene proliferative Vitreopathie besteht, oft mit Blutungen in den Glaskörpern und mit Traktionen des Glaskörpers an der Netzhaut. Darüber, wie hoch die Inzidenz dieses Eingriffs bei Diabetikern ist, gab es bislang kaum Daten. Forscher der Universität Kopenhagen werteten Patientendaten eines nationalen Gesundheitsregisters und einer großen diabetologischen Spezialklinik aus; für den Zeitraum von 1996 bis 2010 wurden insgesamt 3 980 Patienten mit Typ-1-Diabetes erfasst. Bei einer medianen Nachbeobachtungszeit von zehn Jahren wurde die Vitrektomie bei 106 Patienten notwendig: bei 43 % der Fälle wegen einer Glaskörperblutung, bei 57 % wegen Traktionsamotio der Netzhaut. Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 43 Jahre, die mittlere Erkrankungsdauer 25 Jahre. Dass insgesamt nur 2,9 % der Patienten mit langer Diabetesdauer einer Vitrektomie bedurften, wird von den dänischen Autoren als „niedrig“ eingestuft. Blieben jedoch jene Patienten unberücksichtigt, die nur eine milde oder keine diabetische Retinopathie hatten (60 % des Kollektivs), ergab sich eine Vitrektomie-Inzidenz von 6,4 %. Eine schlechte Stoffwechselkontrolle wurde mit hoher statistischer Signifikanz als ein Risikofaktor für die Notwendigkeit einer Vitrektomie identifiziert: Patienten mit einem durchschnittlichen HbA1c-Wert von mehr als 75 mmol/mol hatten eine Hazard Ratio von 3,9, sich dem Eingriff unterziehen zu müssen.
Fazit: Diabetiker mit schlechter Blutzuckerkontrolle haben eine deutlich erhöhte Wahrscheinlichkeit, auch trotz mehrfacher Laserkoagulation der Netzhaut so fortgeschrittene proliferative Veränderungen zu erleiden, dass eine Vitrektomie indiziert ist.
Dr. med. Ronald D. Gerste
Ostri C, et al.: Diabetic vitrectomy in a large type 1 diabetes patient population: long-term incidence and risk factors. Acta Ophthalmol 2013, doi: 10.1111/aos.12249. MEDLINE
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