KULTUR
Heilkraft der klassischen Musik: Bach und Mozart gegen Bluthochdruck


Studien beweisen, dass Musik das vegetative Nervensystem beeinflusst und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen kann.
Weihnachten ist auch die Zeit der klassischen und besinnlichen Musik. Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium beispielsweise erklingt in zahlreichen Kirchen und Konzerthäusern und sorgt immer für volle Häuser. Musik hat aber auch Auswirkungen auf die Gesundheit. Sie senkt die Herzfrequenz und den Blutdruck, beruhigt die Atmung und reduziert Stresshormone, wie neuere Studien zeigen. Welche Musik bei Bluthochdruck geeignet ist und wie sie Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen kann, erläuterten Experten auf dem Kongress der Deutschen Hochdruckliga in Münster.
Studien zeigten, dass Musik das vegetative Nervensystem beeinflusst. „Dadurch kommt es zu emotionalen, aber auch hormonellen Veränderungen“, erläuterte Prof. Dr. med. Hans-Joachim Trappe, Herne. „Nicht nur die Gemütslage kann sich positiv oder negativ verändern. Dadurch, dass das vegetative Nervensystem auch das Herz-Kreislauf-System kontrolliert, hat die Musik indirekten Einfluss auf die Herz- und Atemfrequenz sowie den Blutdruck.“ Klassische Musik besitze die stärkste Heilkraft.
Doch jeder Komponist und jede Kompositionsform hat Trappe zufolge unterschiedliche Effekte auf das Herz-Kreislauf-System. So sei vor allem Musik von Bach, Mozart, Händel, Corelli, Albinoni und Tartini bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen empfehlenswert. Eine Studie mit 60 Probanden an der Universitätsklinik Marienhospital Herne unter Trappe zeigte, dass beispielsweise Bachs Orchestersuite Nr. 3 den Blutdruck um durchschnittlich 7,5 zu 4,9 mmHg senkt. Auch die Herzfrequenz ging um etwa sieben Schläge pro Minute zurück. Nach der Beschallung stiegen der Blutdruck und die Herzfrequenz bei den Teilnehmern hingegen wieder an. „Interessanterweise konnten wir auch Blutdrucksenkungen bei Heavy-Metal-Musik nachweisen“, ergänzte Trappe. Da nicht jede Musikrichtung jedem Menschen gefalle, seien immer individuelle Vorlieben zu berücksichtigen. „Dennoch haben sich bestimmte Musikrichtungen bei bestimmten Erkrankungen bewährt“, betonte Trappe.
Dass Musik bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen als „Medikament“ etabliert werde, hänge von weiteren Untersuchungen ab. Welche Musik bei welchen Erkrankungen sinnvoll ist und welche Entspannungsübungen helfen, den Blutdruck zu reduzieren, erklärte Trappe vor Journalisten (Kasten).
Gisela Klinkhammer
@Informationen: www.hochdruckliga.de/mit-musik-den-blutdruck-senken.html
Welche Musik wann?
Nicht jede Musik gefällt jedem Menschen. Außerdem spielt die körperliche, geistige und seelische Verfassung eine entscheidende Rolle zusammen mit äußeren Einflüssen, Lebensalter und aktueller Lebenssituation. Dennoch haben sich verschiedene Musikrichtungen bei bestimmten Erkrankungen bewährt.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Tomaso Albinoni
Adagio g-moll für Orgel und Streicher
Johann Sebastian Bach
Brandenburgische Konzerte (BWV 1046−1051)
Kantate 147 (Herz und Mund und Tat und Leben) (BWV 147)
Air (aus der Orchestersuite Nr. 3) (BWV 1068)
Das wohltemperierte Klavier (alle Fugen) (BWV 846−869)
Arcangelo Corelli
Adagio
Georg Friedrich Händel
Wassermusik
„Ankunft der Königin von Saba“ (aus dem Oratorium „Salomon“)
Wolfgang Amadeus Mozart
Andante und Variationen G-Dur für Orgel zu vier Händen (KV 501)
Giuseppe Tartini
Adagio cantabile
Förderung der Konzentration, Hilfe bei Depressionen
Johann Sebastian Bach
Englische und französische Suiten (schnellere Sätze)
Toccata und Fuge d-moll (BWV 565)
Ludwig van Beethoven
Klavierkonzert Nr. 4 G-Dur (op. 58)
Joseph Haydn
Sinfonie Nr. 94
Wolfgang Amadeus Mozart
Klavierkonzerte (schnellere Sätze)
Arie „Dies Bild ist bezaubernd schön“ (aus der Oper „Zauberflöte“) (KV 620)
Domenico Scarlatti
Sonaten
Antonio Vivaldi
Konzerte für Streicher und Cembalo
Charles Marie Widor
Toccata (aus der Orgelsinfonie Nr. 5, op. 42)
Entspannung, Stärkung des Immun- und Nervensystems
Johann Sebastian Bach
Goldberg-Variationen (BWV 988)
Ludwig van Beethoven
Mondscheinsonate (op. 27, Nr. 2)
Klavierkonzerte Nr. 4 G-Dur (op. 58)
Frédéric Chopin
Fantasie-Impromptu (op. 66)
Nocturnes
Claude Debussy
La Mer
Wolfgang Amadeus Mozart
Sinfonie Nr. 40 g-moll, 2. Satz (KV 550)
Maurice Ravel
Klaviertrio a-moll
Camille Saint-Saëns
Symphonie Nr. 3 c-moll (op. 78)
Quelle: Deutsche Hochdruckliga
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