ÄRZTESTELLEN: Frage der Woche
Frage der Woche an . . . Dr. med. Theodor Windhorst, Präsident der Ärztekammer Westfalen Lippe
Warum sollte die Zahl der Medizinstudenten steigen?


Das Parlament der westfälisch-lippischen Ärzteschaft hat sich einstimmig dafür ausgesprochen, die Anfang der 90er Jahre abgesenkte Zahl von Studienplätzen für Humanmedizin zumindest wieder auf das Niveau vor der Absenkung zu erhöhen. Außerdem sollen die Auswahlkriterien geändert und an die Erfordernisse der Patientenversorgung angepasst werden.
Warum sollte die Zahl der Medizinstudenten steigen?
Windhorst: Wir haben heute weniger Medizinstudienplätze als noch Mitte der 90er Jahre. Im geteilten Deutschland gab es mit 12 000 Plätzen mehr Studienplätze als in dem ungeteilten Land mit nun 9 000. Diese künstliche Verknappung ist der wesentliche Grund für den Ärztemangel. Wir müssen über höhere Zugangsmengen sprechen, aber auch über geänderte Zugangsbedingungen und Reformen der Studiengänge. Bei der Vergabe von Studienplätzen sollte man den Merkmalen soziale Kompetenz und Engagement im medizinischen Bereich einen höheren Stellenwert geben als bisher. In Zeiten des drohenden und im ländlichen Bereich schon existierenden Ärztemangels führt die Vergabe von Studienplätzen nur über die Abiturnote dazu, dass viele am Arztberuf interessierte junge Menschen keinen Studienplatz erhalten. Die Abiturnote hat als Instrument zur Auswahl der Studierenden an Aussagekraft verloren. Die Zahl der Abiturienten steigt. Etwa 1 700 Abiturienten kamen 2013 in Nordrhein-Westfalen auf einen Notenschnitt von 1,0. Das waren dreimal so viele wie noch vor sechs Jahren, so dass selbst Studienplatzbewerber mit solchen Spitzennoten abgewiesen werden. Das aktuelle Zulassungssystem muss durch andere Kriterien, etwa weitere medizinische, pflegerische oder soziale Qualifikationen, ergänzt werden. Geeignete Instrumente zur Auswahl der Medizinstudenten sollten in Zusammenarbeit mit den Ärztekammern entwickelt werden.
Die Politik muss endlich handeln. Wir brauchen mehr Studienplätze für Mediziner und bessere Arbeitsbedingungen. Die Kassen müssen aufhören, die Ärzteschaft zu diffamieren und so ein ganzes Berufsbild schlechtzureden. Die Politik scheut die Ausgaben für genügend Medizinstudienplätze, beklagt sich aber dann, dass immer weniger Haus- und Fachärzte auf dem Land tätig sind. Das ist bigott. Wir sollten uns viel mehr um unseren ärztlichen Nachwuchs kümmern und ihn besser auf sein späteres Wirken am Patienten vorbereiten. Ol
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