ÄRZTESTELLEN: Frage der Woche
Frage der Woche an . . . Theodor Windhorst, Präsident der Ärztekammer Westfalen Lippe
Welche Auswirkung hätte die Kürzung der Zahl der Klinikbetten auf die Qualität der Patientenversorgung?


Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) will die Zahl der Krankenhausbetten in Deutschland reduzieren. Trotz steigender Patientenzahlen seien im Jahresdurchschnitt nur 77 Prozent der Kapazitäten in den Kliniken ausgelastet.
Welche Auswirkung hätte die Kürzung der Zahl der Klinikbetten
auf die Qualität der Patientenversorgung?
Windhorst: Die Diskussion um die Auslastung der Krankenhausbetten ist komplett fehlgeleitet. Die Qualität der Patientenversorgung in den Kliniken lässt sich nicht über Belegungsstatistiken und Bettenzahlen definieren. Wer so wie der Bundesgesundheitsminister den Statistik-Hammer schwingt, geht den falschen Weg. In Westfalen-Lippe zum Beispiel sind die Krankenhausbetten zu 76,3 Prozent ausgelastet. Dies liegt leicht unter dem statistischen Bundesdurchschnitt. Allerdings nur, wenn man die Wochenenden mit einberechnet. Ohne die Einbeziehung der Samstage und Sonntage sind die Krankenhäuser zu 85 Prozent belegt. Das ist schon eine ganz andere Hausnummer. Bei der Kapazitätsplanung der Kliniken muss berücksichtigt werden, dass es in Notfällen, wie etwa Grippewellen oder Epidemien, zu einer unvorhergesehenen Beanspruchung der Kliniken kommen kann. Dann sind die Häuser überbelegt, die Betten stehen in den Gängen. Das sind hygienisch unhaltbare Zustände. Die Krankenhäuser sind bereits jetzt auf Auslastungsspitzen durch Notfalleinweisungen nicht ausreichend vorbereitet.
Das deutsche Gesundheitssystem basiert auf einem dualen System, welches gesetzlich abgesichert die Daseinsfürsorge auf Länderebene regelt. Dazu gehören Investitionskosten, die aber nur zu 50 Prozent durch die Länder erfolgen. Dies ist die Ursache dafür, dass die Krankenhäuser nicht aus eigener Kraft investieren und sich modernisieren können. Die öffentliche Daseinsfürsorge muss ausreichend Vorsorgekapazitäten in den Kliniken umfassen. Zudem wird eine demografische Entwicklung in der Bettendiskussion nicht berücksichtigt. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamts steigt die Zahl der Singlehaushalte stetig. Wenn die alleinlebenden Menschen behandelt werden müssen, geschieht dies immer öfter stationär. Maßstab für die politischen Entscheidungen darf nicht die Bettenmenge sein, sondern eine Krankenhausplanung, der Bedarfskriterien zugrunde liegen und keine blinden rasenmäherartigen Kürzungen. Ol
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