

Bei Schulkindern kann man relativ häufig den von Gutmann 1967 beschriebenen Anteflexionskopfschmerz oder Schulkopfschmerz finden, wenn man diese Kopfschmerzform in seine Differenzialdiagnose einbezieht. Dabei handelt es sich um eine besondere Form des zervikokraniellen Schmerzes, der bei anhaltender Vorbeuge des Kopfes beim Arbeiten am Schulschreibtisch auftreten kann. Ursächlich liegt eine Hypermobilität im Kopfgelenksbereich mit Überdehnung des Ligamentum transversum atlantis vor, was durch gezielte Funktionsaufnahmen belegt werden kann. Die betroffenen Schüler leiden im Verlauf des Unterrichtstages ab zunehmenden Kopfschmerzen mit folgender Unaufmerksamkeit. Der Schmerz kann durch passiv forcierte Kopfvorbeuge ausgelöst werden. Bei der Untersuchung zeigen sich ein dolenter Bogen und Querfortsatz des Atlas und ein druckschmerzhafter Dorn des Axis. Reflektorisch findet der Manualtherapeut Blockierungen im Kopfgelenksbereich. Zur Behandlung werden diese funktionellen Störungen beseitigt und die Haltemuskulatur krankengymnastisch gefestigt. Das Wichtigste ist aber die Vermeidung anhaltender Kopfvorneige durch Benutzung eines Schrägpultaufsatzes beim Schreiben, Lesen, Zeichnen in der Schule und zu Hause und das Meiden der Vorwärtsrolle im Turnunterricht. Ein Schrägpult kann man kaufen oder leicht selbst bauen. Meiner Erfahrung nach können Kopfschmerzsyndrome unangenehme diagnostische Stolpersteine sein. Eine funktionelle Therapie sollte deshalb erst dann erfolgen, wenn eine umfangreiche morphologische Diagnostik der verschiedenen Fachgebiete erfolgt ist.
Liegt dann aber ein haltungsbedingter Schulkopfschmerz vor, ist die skizzierte Behandlung sehr effektiv.
DOI: 10.3238/arztebl.2014.0328a
Dr. med. Jürgen Fege
Weißenborn/OT Berthelsdorf
juergen.fege@gmx.de
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