TECHNIK
Telemedizin: Ostsachsen als Modellregion


Das EU-Modellprojekt „CCS Telehealth Ostsachsen“ verzeichnet Fortschritte beim Aufbau einer großräumigen telemedizinischen Infrastruktur.
Der Aufbau des Telemedizinprojekts „CCS Telehealth Ostsachsen“ kommt bei den technischen und medizinischen Vorbereitungen offenbar gut voran. Die Geschäftsführerin der Carus Consilium Sachsen (CCS) GmbH, Sabine Rößing, berichtete beim 5. Nationalen Telemedizin-Kongresses am 6. November 2014 in Berlin, aus medizinischer Sicht seien viele Grundlagen für das Vorhaben gelegt. So haben die Teams an den beteiligten Kliniken damit begonnen, Behandlungspfade und Betreuungskonzepte zu implementieren. Die Casemanager und Telenurses als speziell geschulte Pflegekräfte für die Best-Practice-Beispiele des Projekts werden inzwischen geschult. Auch die Auswahl von Patienten für die Pilotphase habe begonnen.
Bei den beteiligten Kliniken und Ärzten wurden die erforderlichen Hard- und Softwarekomponenten ausgeschrieben und schon teilweise beschafft, berichtete Michael Hübschen, Programmleiter Telemedizin bei der Deutschen Telekom Healthcare Solutions, die die technische Infrastruktur verantwortet. Dazu zählen telemedizinische Arbeitsplätze, Server und Scanner für Gewebeproben wie auch Tablets und IP-Telefone für die Patienten.
Virtueller runder Tisch
Die CCS GmbH, eine Tochter des Universitätsklinikums Dresden, und die Telekom-Tochter T-Systems International als Projektträger bauen in der Region Ostsachsen eine offene, barrierefreie und interdisziplinäre IT-Plattform für die medizinische Versorgung der Bevölkerung auf. Entstehen soll ein virtueller runder Tisch, an dem Patienten, Ärzte, Krankenkassen, Kliniken und andere medizinische Dienstleister interdisziplinär online zusammenarbeiten können. Durch standardisierte Software und sichere Datenrouten sollen die Akteure künftig miteinander verbunden werden.
Das Netz soll für verschiedene medizinische Fachgebiete verfügbar sein. Es ist so ausgelegt, dass große Datenmengen wie etwa dreidimensionale Darstellungen von Gewebescans verschlüsselt sicher transportiert werden können. Parallel dazu sollen etwa Video-Telefonkonferenzen geschaltet werden, um kurzfristig Telekonsultationen zu führen. Als weitere Netzwerkkomponente wird ein zentrales, zertifiziertes Rechenzentrum in Frankfurt/Main mit Datenbanken installiert. Auf ihnen sollen elektronische Patientenakten hinterlegt werden, auf die die Akteure je nach Berechtigung und unter Beachtung des Datenschutzes zugreifen können.
Drei Anwendungen
Im Mai 2015 beginnt die Pilotphase, ab Juli soll „Telehealth Ostsachsen“ mit drei Beispielanwendungen zur Herzinsuffizienz, zur Schlaganfallnachsorge und zu Gewebeuntersuchungen online gehen. Seit Mitte September ist die eigene Web-Präsentation unter www.telehealth-ostsachsen.de online.
Mit seinem großräumigen universellen IT-Ansatz hat das Projekt selbst im europäischen Maßstab Modellcharakter. Zudem fördert die Europäische Kommission damit erstmals eine Telemedizininfrastruktur. Die EU und der Freistaat beteiligen sich an dem Vorhaben mit knapp zehn Millionen Euro, hinzu kommen circa zwei Millionen Euro Eigenmittel der Beteiligten.
Bisherige Pilotprojekte zur Telemedizin sind meist zeitlich befristete, regional begrenzte und fachlich eng definierte Insellösungen. Eine Kooperation verschiedener Projekte scheitere dabei zumeist wegen unterschiedlicher technischer Grundlagen, erläuterte die CCS-Geschäftsführerin Rößing. Die geplante, universell einsetzbare Plattform in Ostsachen sei dagegen auf unterschiedliche Szenarien übertragbar. Für potenzielle Anbieter telemedizinischer Leistungen verringerten sich dadurch die technischen und wirtschaftlichen Risiken, die der Aufbau eines eigenen Netzwerkes mit sich bringe, erheblich.
Heike E. Krüger-Brand
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