ArchivDeutsches Ärzteblatt4/2015Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen: „Sehr genau hinhören, was in der Versorgungspraxis nutzt“

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Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen: „Sehr genau hinhören, was in der Versorgungspraxis nutzt“

Gerst, Thomas

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Der Leiter des neuen Instituts, Christof Veit, über künftige Arbeitsschwerpunkte

Noch ist er ein König ohne Reich: Dr. med. Christof Veit, mit Jahresbeginn zum Leiter des neuen Instituts für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) berufen, logiert derzeit noch ohne Festnetzanschluss und mit nur einer Mitarbeiterin in einem Interimsbüro am Katharina-Heinroth-Ufer in Berlin. Dort am Landwehrkanal soll auch das Institut später seinen Sitz haben – vielleicht bietet sich dann zuweilen eine Möglichkeit für Veit, seinem Hobby zu frönen: dem Rudern. Bis Ende des Jahres soll das mit einem Jahresetat von mehr als zehn Millionen Euro ausgestattete IQTIG voll arbeitsfähig sein – die ersten Schreibtische sind bestellt, viel Aufbauarbeit liegt vor Veit. Derzeit sind mehr als 320 Bewerbungen auf die bereits ausgeschriebenen Stellen zu sichten. Insgesamt wird es rund 80 neue Stellen geben.

Christof Veit (57) verfügt als ehemaliger Geschäftsführer des BQS-Instituts über langjährige Erfahrung im Bereich der Qualitätssicherung und -messung. Foto: Georg J. Lopata
Christof Veit (57) verfügt als ehemaliger Geschäftsführer des BQS-Instituts über langjährige Erfahrung im Bereich der Qualitätssicherung und -messung. Foto: Georg J. Lopata

Auf dem Qualitätsinstitut lasten viele Erwartungen; im Koalitionsvertrag wird ihm die zentrale Aufgabe zugewiesen, die Versorgung insbesondere in den Krankenhäusern messbar und vergleichbar zu machen, so dass auf dieser Grundlage Krankenhäuser Zu- oder Abschläge bei der Vergütung erhalten können. „Weniger Geld bei schlechter Leistung funktioniert nicht“, meint Veit jedoch im Gespräch mit dem Deutschen Ärzteblatt. „Das haben auch die Krankenkassen eingesehen. Die können ja nicht den Versicherten sagen: Tut uns leid mit Ihrer Hüfte, dafür kriegt das Krankenhaus aber von uns auch weniger Geld.“ Es gebe ein bestimmtes Qualitätsniveau, unter dem man eine Leistung grundsätzlich nicht akzeptieren sollte.

Fokussiert wird sich das IQTIG mit der Qualitätssteigerung befassen. Grundlage hierfür soll die Messung und risikoadjustierte Darstellung der Versorgungsqualität über die Sektorengrenzen hinaus sein. Hier hat es in den vergangenen Jahren nicht die erhofften Fortschritte gegeben, vor allem weil sich die Nachverfolgung der Behandlungsergebnisse im ambulanten Bereich als schwierig erwies. „Da haben sich einige Probleme aufgetan, die man so nicht vorhergesehen hatte. Daraus hat man gelernt“, zeigt sich Veit überzeugt. Die ursprünglich mit der Gesundheitskarte in diesem Bereich verbundenen Erwartungen hätten sich nicht erfüllt. „Wir werden da noch eine ganze Weile mit den Routinedaten der Krankenkassen arbeiten müssen, um nachverfolgen zu können, was mit den Patienten passiert.“ Ein gutes Beispiel, wie das in der Praxis funktionieren könnte, ist für Veit das vom BQS-Institut unter seiner Leitung entwickelte Endoprothesenregister. Hier lieferten die Krankenkassen einmal jährlich – nach Einverständniserklärung der Patienten – Follow-up-Daten. „Das ist ein Ansatz, den ich als ersten verfolgen würde – ein Follow up von speziellen Interventionen oder Operationen zu bekommen. Die Möglichkeiten zur Arbeit mit Routinedaten sind inzwischen erweitert“, erläutert Veit.

Christof Veit ist sich der Belastung bewusst, die den Ärzten durch ein Übermaß an Dokumentation erwachsen kann. „Qualitätsmessung muss sich stets bewusst sein, dass alle Ressourcen, die sie verbraucht, dem medizinischen Bereich entnommen werden. Sie muss sehr gut Rechenschaft ablegen, dass sie in der Lage ist, Qualität zu verbessern.“ Beispielsweise könnte man etwa bei der externen Qualitätssicherung die Dokumentation an einigen Stellen entlasten. Man müsse nachforschen: An welchen Stellen nützen diese Vergleiche noch, wo sind sie zu einem Ritus geworden? „Wenn die Daten über mehrere Jahre hinweg zeigen, dass die Qualität gut ist, dann sollte man davon ausgehen können, dass dies vorerst so weiter geht“, meint Veit. Wichtig ist ihm, dass seine Arbeit anerkannt wird, von denen, dich sich um gute Versorgung kümmern.

Thomas Gerst

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