POLITIK: Kommentar
Neue Hygienekultur erforderlich


Der Acinetobacter-Ausbruch im UKSH Kiel ruft schlagartig die Konsequenzen einer eskalierenden Zunahme der
Weltweit baut sich in den letzten Jahren eine Tsunami-Welle an antibiotikaresistenten nosokomialen Infektionserregern auf, die immer häufiger auch Deutschland erreicht. Geschuldet ist dies dem Umstand, dass bei der drastisch wachsenden Weltbevölkerung insbesondere in Entwicklungs- und Schwellenländern Milliarden Menschen unter katastrophalen sanitärhygienischen Bedingungen unter anderem auch in den von Kriegen heimgesuchten Ländern leben müssen. Infektionen können in diesen Ländern nur über frei verfügbare Antibiotika behandelt werden, Ihnen kann jedoch nicht vorgebeugt werden. Dass auch entwickelte Länder des südlichen Europas, des Balkans, im nördlichen Afrika und im Vorderen Orient zu Hochrisikoregionen mit endemischer Multiresistenz gehören, zeigt der Fall des deutschen Touristen, der den multiresistenten Acinetobacter nach einer Klinikbehandlung in der Türkei ins UKSH importiert hat. Der daraus folgende aktuelle Ausbruch aber ist nicht nur Konsequenz einer weltweiten Entwicklung, sondern auch von Versäumnissen in Deutschland. Die baulichen Voraussetzungen an den Kliniken für Isolierzimmer zum Beispiel fehlen, und wir haben noch immer viel zu wenige und vor allem zu wenig qualifizierte Pflegekräfte. Wir brauchen dringend eine neue Hygienekultur, um unsere Patienten, so gut es möglich ist, vor diesen Gefahren zu schützen.