BRIEFE
Ökonomisierung: Oberflächlich


. . . Die Abhandlung dieses wichtigen Themas ist überraschend oberflächlich. Er beginnt mit dem großspurigen Aufmacher „Neoliberalismus“, sodass man schon ahnen konnte, was folgen wird. Nun müssen Ärzte und Arbeitsdirektoren nicht unbedingt wissen, was „Neoliberalismus“ eigentlich bedeutet. Wenn Sie aber nur nachplappern, was andere, nicht minder falsch, dazu geäußert haben, ist das ärgerlich. Wenn dann ohne Weiteres lamentiert wird, dass das Selbstkostendeckungsprinzip aufgegeben und private Trägerschaften ermöglicht wurden, weil die öffentlichen Haushalte „ausgeblutet“ waren, was wiederum damit zu tun gehabt habe, dass der Politik Steuererleichterungen für höhere Einkommen und Unternehmen oder gar die „Schuldenbremse“ wichtiger war als ärztliche „Zuwendung, ein offenes Ohr“ für Patienten, dann reibt man sich schon die Augen.
Selbstredend, dass natürlich auch die DRG verdammt werden. Der Artikel schließt mit sechs Insider-Tipps, wie man das DRG-System gewinnmaximal zulasten der Patienten ausnutzen kann, und mit einer – offensichtlich ebenfalls nachgeplapperten – Klimax: internationale (?) Finanzinteressen und TTIP „bereiten das Feld für die vollständige Privatisierung und Ökonomisierung des deutschen Gesundheitssystems“. Sowohl aus gesundheits- wie auch aus versorgungspolitischen Gründen ist die schwierige Frage der wirtschaftlichen Gestaltung der medizinischen stationären Versorgung zu wichtig, als dass man sie derart seicht behandeln, geschweige denn beantworten kann.
Michael Reinhard, 80801 München
Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.am Sonntag, 29. März 2015, 21:48
Jahrzehntelang...
Das hat nichts mit "Neoliberalismus" zu tun - eher mit der fehlenden Bereitschaft von Politik, erkennbar Verantortung zu übernehmen.
"Wir" möchten die Krankenhäuser doch erhalten, aber der böse böse Markt läßt uns nicht...
am Sonntag, 29. März 2015, 16:59
Herr Reinhard ist im Besitz der Wahrheit