

Dr. med. Martina Wenker, Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, Hannover
Klar, es gibt Phasen im Medizinstudium die ausgesprochen stressig sind, beispielsweise kurz vor wichtigen Testaten und Prüfungen. Und auch die Organisation des Alltags mit Vorlesungen, Praktika, Famulaturen und studentischen Nebenjobs kann ausgesprochen anstrengend sein. Doch wie viel Stress ist nun normal? Das merkt jeder für sich selbst am besten. Es sollte aber immer ausreichend Zeit für Hobbys, Sport, das Treffen von Freunden und Chillen übrig bleiben. Und diese Zeit sollte man unbedingt genießen!
Dr. med. Michael Groening, Leitender Arzt der Zentralen Notaufnahme am Albertinen-Krankenhaus, Hamburg
Ein Studium ohne stressige Phasen ist sicher nicht möglich, wobei das Stressempfinden bei jedem von uns sehr unterschiedlich ist. In meinem Studium habe ich zu meinem Stress oft selbst beigetragen, indem ich zu spät mit dem Lernen anfing oder mich von Kommilitonen verrückt machen ließ (also: selbst informieren, Hörensagen gilt nicht). Später fing ich eine Doktorarbeit an, die einfach nicht zu mir passte.
Der Stress wird uns in der Medizin immer begleiten. Er ändert sich nur mit den Aufgaben. Mein Arbeitsplatz, die Notaufnahme, ist sicher ein Extrembeispiel. Es ist daher nicht nur eine gute Idee, sondern absolut notwendig, dass man frühzeitig Strategien entwickelt, mit Stress umzugehen. So hat man lange Freude am Beruf.
Dr. med. Iris Hauth, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), Berlin
Stress hat immer zwei Seiten: Er kann stimulierend wirken und – zum Beispiel kurz vor einer Prüfung – die Leistungsfähigkeit erhöhen. Zu viel und zu lang anhaltender Stress allerdings kann krank machen: die Psyche genauso wie den Körper. Damit Stress nicht zum Risikofaktor für Erkrankungen wird, ist es wichtig, schon früh den Umgang damit zu erlernen. Die Stärkung der eigenen Stresskompetenz sollte deshalb fester Bestandteil des Medizinstudiums sein.
Raphael Seufert, Medizinstudent, Universität Duisburg-Essen
Gerade in einem Regelstudiengang wie in Essen ist der vorklinische Abschnitt des Studiums zu Beginn mit sehr vielen Pflichtveranstaltungen gefüllt, die die Studierenden ganztägig beschäftigen. Im klinischen Teil des Studiums bleibt jedoch meist genügend Zeit, um auch aufwendigeren Nebenbeschäftigungen nachzugehen – gerade wenn sie medizinischen Bezug haben. Das ist auch der geringeren Anzahl an Pflichtveranstaltungen geschuldet. Eine Erhöhung würde allerdings den Stresspegel deutlich an die Dauerbelastungsgrenze der Studierenden bringen.
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