ArchivDeutsches Ärzteblatt4/2016Langzeiteffekte oraler Kontrazeptiva: Weniger Endometriumkarzinome bei langer Einnahme

MEDIZINREPORT: Studien im Fokus

Langzeiteffekte oraler Kontrazeptiva: Weniger Endometriumkarzinome bei langer Einnahme

Leinmüller, Renate

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Die Frage, ob es eine Assoziation zwischen dem Risiko für Endometriumkarzinome (EC) und der Einnahme kombinierter oraler Kontrazeptiva (KOK) gibt, wurde auf Basis von Patientendaten aus 36 epidemiologischen Studien, davon 15 prospektiv, mit 27 276 Endometriumkarzinomen (mittleres Alter der Frauen 63 Jahre) und 115 743 Kontrollen ermittelt (1). Je circa ein Drittel hatte KOK eingenommen.

Inzidenz für Endometriumkarzinome (EC) bei Frauen bis zum 75. Lebensjahr
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Inzidenz für Endometriumkarzinome (EC) bei Frauen bis zum 75. Lebensjahr

Die Einnahme hatte protektive Effekte: Jedes Fünfjahresintervall ging mit einer relativen Risikorate (RR) von 0,76 (95-%-Konfidenzintervall [KI]: 0,73–0,78) einher. Die Einnahme der „Pille“ für 10 bis 15 Jahre reduzierte das relative Risiko auf die Hälfte. Die Ergebnisse hatten auch bei einer Stratifizierung nach Alter, Body-mass-Index, Anzahl der Schwangerschaften, Me-narchealter und Menopausenstatus Bestand. Die Dosierung der Estrogene, die seit Einführung der KOK niedriger geworden ist, scheine für den protektiven Langzeiteffekt auszureichen, so die Autoren. Damit dürften in den hochindustrialisierten Ländern zwischen 1965 und 2014 circa 400 000 Endometriumkarzinome verhindert worden sein.

Fazit: Die Einnahme kombinierter oraler Kontrazeptiva für fünf Jahre und mehr reduziert langfristig – etwa für 30 Jahre – das Risiko für Endometriumkarzinome bis zum 75. Lebensjahr. Das absolute Risiko sinkt von 2,3 auf 1,7 pro 100 Frauen, bei 10-jähriger Einnahme auf 1,3 und bei 15-jähriger auf 1,0 pro 100 Frauen. Die biologischen Mechanismen für den Nutzen und die – weitaus stärker diskutierten – Risiken für Thrombosen, Apoplex und Myokardinfarkt seien zum Teil „nicht gut verstanden“, heißt es im Begleitkommentar (2). Für eine Empfehlung zur Chemoprävention reichten die Daten nicht. Dennoch sollten Frauen über den unbeabsichtigen Zusatznutzen, aber auch Risiken von KOK besser informiert werden. Dr. rer. nat. Renate Leinmüller

  1. Collaborative Group on Epidemiological Studies on Endometrial Cancer: Endometrial cancer and oral contraceptives: an individual participant meta-anaysis of 27 276 women with endometrial cancer from 36 epidemiological studies. Lancet Oncology 2015; 9: 1061–70.
  2. Wentzensen N, A Berrington de Gonzalez: The pill´s gestation: from birth control to cancer prevention. Lancet Oncology 2015; 9: 1004–6.
Inzidenz für Endometriumkarzinome (EC) bei Frauen bis zum 75. Lebensjahr
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Inzidenz für Endometriumkarzinome (EC) bei Frauen bis zum 75. Lebensjahr
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