

Es ist das alles beherrschende Thema: die Flüchtlingskrise. Europa entzweit sich darüber, wie man mit all den Menschen umgehen soll, die aufgrund von Krieg oder Armut ihre Heimat verlassen und hier Zuflucht suchen. In Vergessenheit gerät dabei, dass sich das größte Flüchtlingslager der Welt im Osten Kenias befindet. In Dadaab leben fast 350 000 Menschen, die vor Krieg und Terror aus Somalia geflohen sind, in Hütten und Zelten – manche schon seit 25 Jahren.
Auf vergessene humanitäre Krisen wie diese will das Auswärtige Amt jetzt mit einer Kampagne aufmerksam machen. Denn schaffen es die Notleidenden nicht in die Schlagzeilen, fließen in der Regel kaum Spendengelder. Im Kampf um Einschaltquoten und Auflage greifen Hilfsorganisationen deshalb immer häufiger auf Prominente zurück, die ihr Gesicht für die gute Sache in die Kamera halten. „Boulevardisierung“ nennt das der Sprecher der Hilfsorganisation „Menschen für Menschen“, Erich Jeske, in einem Fernsehbeitrag. Seine Organisation hatte Ende 2015 vergeblich versucht, die drohende Hungersnot in Äthiopien in deutschen Medien zum Thema zu machen.
Um humanitäre Hilfe unabhängiger von medialer Aufmerksamkeit zu machen, werben Hilfsorganisationen wie „Ärzte ohne Grenzen“ seit langem dafür, Spenden nicht an einen Zweck zu binden. Sie können das Geld dann dort einsetzen, wo es am dringendsten gebraucht wird. Zehn Länder, in denen die Menschen unter vergessenen Konflikten leiden, verzeichnet das Europäische Amt für humanitäre Hilfe für 2014/2015: Algerien, Bangladesch, Kamerun, Tschad, Indien, Myanmar, Pakistan, Sudan, Jemen und Kolumbien.