BÜCHER
Psychologische Theorien: Zu wenig Beachtung für den komplexen Gegenstand


Was wir noch von Kurt Lewin aus dem Studium wissen, ist dieser wichtige Satz: „Nichts ist praktischer als eine gute Theorie.“ Die Herausgeber stellen einleitend fest, dass die Psychologie sich lange auf die experimentelle Forschung konzentriert und das Feld der Theorien vernachlässigt hat. Und vielleicht wird auch noch heute den zur Verfügung stehenden Modellen und Theorien zu wenig Beachtung geschenkt, was mit der Komplexität des psychologischen Gegenstands, dem Erleben und Verhalten zusammenhängen mag. Die Herausgeber befürchten, dass interessierte Studierende zu selten auf die Quellen alternativer Erklärungen in der Psychologie aufmerksam gemacht werden und sich so mit der Vielzahl psychologischer Ansätze kaum je ausreichend auseinandersetzen können.
Deshalb werden in diesem Lexikon auf je vier Seiten mehr als 120 psychologische Theorien von A (Abbild- und Widerspiegelungstheorie) bis Z (Zeichentheorie der Sprache) beschrieben. Die Herausgeber sind sich dessen bewusst, dass diese Kurzbeschreibungen nicht das Studium der Theorien im Original ersetzen können. Neben Theorien der akademischen Psychologie mit Schwerpunkt auf der allgemeinen Psychologie und der Sozialpsychologie wurden auch Theorien mit praktischer Relevanz für Psychotherapie-Ausbildungen aufgenommen. Es wurden klassische, vielfach angewandte wie auch neuere, besonders interessante zukunftsweisende Theorien der Psychologie aufgeführt. Die einzelnen Beiträge sind gleich aufgebaut: Zuerst werden wichtige Vertreter/-innen der Theorierichtung behandelt, dann wird unter der nächsten Überschrift die Theorie inhaltlich vorgestellt. Danach werden Angaben zur Rezeption gemacht, der vierte Punkt betrifft Quellen und Literaturangaben, die auf vier Titel beschränkt sind. Joachim Koch
Mark Galliker, Uwe Wolfradt (Hrsg.): Kompendium psychologischer Theorien. Suhrkamp, Berlin 2015, 557 Seiten, kartoniert, 24 Euro