PHARMA
Arzt-Patienten-Kommunikation: Bessere Adhärenz mit digitaler Unterstützung


Ob Gesundheitsinformationen im Internet verlässlich sind, ist für Patienten kaum zu durchschauen. Mit einem neuen digitalen Konzept erhalten Patienten nun über ihren Arzt Zugang zu qualitativ hochwertigen, jederzeit verfügbaren Informationen.
Häufig nutzen Patienten das Internet, um sich über ihre Erkrankung zu informieren – ein Trend, der Chancen, aber auch Risiken birgt. Wie korrekt, aktuell und neutral die Gesundheitsinformationen aus dem Netz sind, ist für den Patienten schwer zu beurteilen. Die Folge können Missverständnisse und Verwirrung sein, die der Arzt im Patientengespräch mühsam ausräumen muss. Einen Lösungsansatz bietet das internetbasierte Konzept der Berlin-Chemie AG, mit dem der Arzt seinen Patienten kontrollierten Zugang zu gesicherten Informationen rund um ihre Erkrankung ermöglichen kann. Das TheraKey® Konzept, dessen Herzstück ein aufwendig gestaltetes, interaktives Online-Portal bildet, soll die Patientenkommunikation unterstützen und so langfristig zu einer verbesserten Adhärenz beitragen.
Therapieadhärenz erfordert Kommunikation
Nach Schätzungen der WHO kommt rund die Hälfte aller Medikamente, die chronisch Kranken verschrieben werden, nie zum Einsatz (1). „Eine wichtige Stellschraube für die Adhärenz und den Therapieerfolg ist die Kommunikation mit dem Patienten“, sagte der Essener Psychologe Prof. Dr. med. Manfred Schedlowski. „Die Art, wie der Arzt mit seinem Patienten spricht, wie er ihn informiert und auf ihn eingeht, beeinflusst den Therapieerfolg entscheidend.“ Für ausführliche Gespräche bleibt im Praxisalltag aber oft zu wenig Zeit, weniger als acht Minuten stehen im Schnitt für einen Patientenkontakt zur Verfügung (2).
Digitale Lösungen, die den Arzt bei der Kommunikation mit den Patienten unterstützen, gewinnen deshalb an Bedeutung. Die Voraussetzung für die Nutzung solcher Programme seien allerdings, so Schedlowski, Qualität, Produktneutralität, Datensicherheit, valide Inhalte und Nutzerfreundlichkeit. „Erst wenn ein Programm diese Punkte erfüllt, vertrauen ihm Arzt und Patient, nutzen es und tragen einen Gewinn davon“, betonte er. Um diese Punkte sicherzustellen, stehen vier Jahre Entwicklungszeit und mittlerweile drei Evaluationsstudien hinter dem TheraKey® Konzept. Die Anregungen und Kritik von mehr als 1 000 Ärzten und fast 8 000 Patienten und ihren Angehörigen flossen in die Entwicklung ein.
Der zentrale Bestandteil des Konzeptes – das Online-Portal – wurde mit Hilfe des Fraunhofer-Institutes für Digitale Medientechnologie entwickelt. Die Zugangsdaten zu dem produktneutralen Portal erhält der Patient direkt von seinem Arzt in Form eines Webkeys. Mit einem selbst angelegten, passwortgeschützten Profil können Patienten und Angehörige alle Inhalte des Portals individualisiert nutzen und ihren speziellen Bedürfnissen entsprechend anpassen.
Multimorbide Patienten können einen Zugang auch für mehrere Indikationen nutzen. Bislang stehen die Indikationen Typ-1-Diabetes, Typ-2Diabetes, Hypertonie, COPD, Ejaculatio praecox, Gicht und Angina pectoris zur Verfügung, weitere Krankheitsbilder sollen folgen. Ergänzend zum Online-Portal besteht die Möglichkeit, die „MyTherapy App“ zu nutzen, die den Patienten zum Beispiel an die Einnahme von Medikamenten, die Messung von Blutwerten oder sportliche Aktivitäten erinnert. Nichtdigitale Materialien wie Praxisposter, Schaukarten oder Patientenbroschüren lassen sich für das Gespräch in der Praxis heranziehen.
Workshop erklärt Handhabung des Konzeptes
Zurzeit wird das Konzept Schritt für Schritt eingeführt: „Bis Ende 2016 werden wir rund 5 000 Ärzte mit dem TheraKey Konzept ausstatten. Die Verteilung der Keys erfolgt dabei individuell nach Bedarf des Arztes“, berichtete Torsten Flöttmann, Leiter Marketing Deutschland der Berlin-Chemie AG. Die App sei bereits jedem Interessierten zugänglich. Flöttmann betonte, dass die Ärzte bei der Einführung von TheraKey® umfassend begleitet würden. In von Berlin-Chemie organisierten Workshops lernen die Ärzte deshalb alle Bestandteile des Konzeptes kennen, erarbeiten gemeinsam, wie unterschiedliche Patiententypen angesprochen werden können und wie das Konzept in den Praxisablauf integriert werden kann. Denn: Der Einsatz des Konzeptes soll nicht zu einer gefühlten Mehrarbeit in der Praxis führen.
Nadine Eckert
Quelle: Pressekonferenz „TheraKey® – einzigartige Kommunikationswege für eine moderne Therapiebegleitung“, Berlin, Veranstalter: Berlin-Chemie AG
www.who.int/chp/knowledge/publications/adherence_full_report.pdf.
1. | Bericht der WHO zur Adhärenz bei Langzeittherapien www.who.int/chp/knowledge/publications/adherence_full_report.pdf. |
2. | Deveugele M, et al.: Consultation length in general practice: cross sectional study in six European countries. BMJ 2002; 325: 472 CrossRef MEDLINE PubMed Central |