ArchivDeutsches Ärzteblatt9/2016HIV-Therapie: Deutsche Forscher schneiden Virus-Erbgut aus Wirtszellen

AKTUELL

HIV-Therapie: Deutsche Forscher schneiden Virus-Erbgut aus Wirtszellen

dpa; Hibbeler, Birgit

Als E-Mail versenden...
Auf facebook teilen...
Twittern...
Drucken...
LNSLNS

Wissenschaftler aus Deutschland haben einen neuen Ansatz in der HIV-Therapie erfolgreich im Labor getestet. Die Forscher entwickelten eine Genschere, mit der sie das Erbgut von HI-Viren aus infizierten Zellen herausschneiden. Dies könnte die HIV-Therapie möglicherweise in einigen Jahren bereichern. Über die Arbeit berichtet das Team um Prof. Dr. rer. nat. Joachim Hauber vom Hamburger Heinrich-Pette-Institut und Prof. Dr. rer. nat. Frank Buchholz von der Technischen Universität Dresden in „Nature Biotechnology“ (doi: 10.1038/nbt.3467).

Vielversprechender Ansatz in der HIV-Forschung: Die Wissenschaftler Frank Buchholz und Joachim Hauber (von links) haben eine Genschere entwickelt. Foto: dpa
Vielversprechender Ansatz in der HIV-Forschung: Die Wissenschaftler Frank Buchholz und Joachim Hauber (von links) haben eine Genschere entwickelt. Foto: dpa

Die Forscher entwickelten das Enzym Brec1 (broad-range recombinase 1), das das Erbgut des HI-Virus (Provirus) im Genom menschlicher Wirtszellen erkennt und herausschneidet. Diese Basenfolge sei in Laborproben bei 82 Prozent des häufigsten HIV-Subtyps 1 vorhanden. Getestet wurde die Genschere an CD4-Zellen. Dabei konnte eine effiziente und zielgenaue anti-HIV-1-Aktivität von Brec1 sowohl in Zellen nachgewiesen werden, die von HIV-1-infizierten Patienten stammten, als auch in infizierten humanisierten Mäusen. Zellschädigende Effekte beobachteten die Wissenschaftler nach eigenen Angaben nicht. Dennoch sei der Ansatz mit Risiken verknüpft, die sorgfältig gegen die Vorteile abgewogen werden müssten, betont das Team.

Nun streben die Forscher eine erste Studie an Menschen an, die an wenigen HIV-Patienten die Sicherheit des Ansatzes prüfen soll. Allerdings mahnen sie vor übertriebenen Hoffnungen: „Selbst fortgeschrittene Behandlungskombinationen können möglicherweise nicht jedes infizierte Zellreservoir erreichen“, schreiben sie. dpa/BH

Fachgebiet

Zum Artikel

Der klinische Schnappschuss

Alle Leserbriefe zum Thema

Stellenangebote