BRIEFE
Überversorgung: Mehr Mut!


Wir reden immer richtig darüber, aber gehandelt wird nicht. Wenn übertriebene Abklärungsdiagnostik und Übertherapie aus quasi medizinisch-juristischer Indikation erfolgt aus der Sorge vor Behandlungsfehlern (79 Prozent) oder aus dem Grund, Erlöse zu erzielen (49 Prozent), dann bedarf es einer Korrektur. Der Staat könnte als Rückversicherer auftreten, damit nicht die Berufshaftpflichtbeiträge aus dem Ruder laufen. Die sprechende Medizin ist so zu honorieren, dass eine vernünftige Medizin bezahlt wird. Wenn ein Röntgenologe am Ende jeder Befundung die Empfehlung zu einem MRT oder CT ausspricht, stimmt was nicht. Wir müssen den Mut haben, auch mal daneben zu liegen. Dieses Danebenliegen im Promillebereich wird die Medizin besser machen. Der Handlungsbedarf für eine Korrektur ist groß, ich sehe aber niemand, der das ernsthaft umsetzen will.
Wilhelm Breitenbürger, 10997 Berlin