ArchivDeutsches Ärzteblatt9/2016Randnotiz: Bürgerdialog mit Superfood

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Randnotiz: Bürgerdialog mit Superfood

Beerheide, Rebecca

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Grünkohl ist das neue Superfood! Lange köchelte das krause Gemüse nur in den Töpfen in der Norddeutschen Tiefebene, nun ist es auf dem internationalen Parkett zu Hause: Der Geheimtipp wurde von der First Lady im Weißen Haus entdeckt – dort ist es vom winterlichen Speiseplan nicht mehr wegzudenken.

Das Nationalgericht der Menschen aus Oldenburg und Bremen wird in der neumodischen Welt aber nicht mehr mit Schmalz, Zwiebeln und je nach Region mit Hafergrütze zubereitet. Nein, heutzutage kommt der Grünkohl als Auflauf, als Smoothie, gemixt mit Ananas, oder gleich als Grünkohl-Chips auf den Tisch.

Zeit also, das Grünkohl-Geschehen wieder in geordnete Bahnen zu lenken. Oldenburg, die Kohlhauptstadt, hat eine Grünkohl-Akademie ins Leben gerufen, traditionelles Kochen soll gelehrt werden. Zudem krönt die Stadt seit 1956 zu dieser Jahreszeit einen Grünkohl-König aus der Bundespolitik, 2016 gar eine Grünkohl-Königin.

Mit Bundesforschungsministerin Johanna Wanka (CDU) als neuer Regentin verbinden die Traditionalisten offenbar, dass alles so wird, wie es einmal war. Die 58 Vorgänger von Wanka schauten einmal im Jahr aus Bonn oder Berlin im Nordwesten vorbei, Fotos, Lächeln, Händeschütteln. Inzwischen ist anderes Politik-Entertainment angesagt. Kohlkönig-Amtsvorgänger Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident in Niedersachsen, nahm die Aufgabe sehr ernst, veranstaltete gar Grünkohl-Kabinettssitzungen und soll in Oldenburg gar öfter gesehen worden sein als in Hannover, so das Gerücht. Wanka verlangt mehr Forschung, fordert die Grünkohl-Untertanen doch wieder zum neumodischen Gespräch mit der Politik auf – dem Bürgerdialog.

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