ArchivDeutsches Ärzteblatt9/2016Kardiovaskuläres Risiko und Hypertonietherapie: Präventive Wirkung unabhängig vom Ausgangsblutdruck

MEDIZINREPORT: Studien im Fokus

Kardiovaskuläres Risiko und Hypertonietherapie: Präventive Wirkung unabhängig vom Ausgangsblutdruck

Vetter, Christine

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Welchen Nutzen eine Blutdrucksenkung auf < 130 mmHg systolisch hat, war Fragestellung einer Metaanalyse (123 Studien, 613 815 Teilnehmer). Es gab 5 Gruppen mit Ausgangswerten von < 130 bis ≥ 160 mmHg. Ermittelt wurden die Effekte einer Senkung des systolischen Blutdrucks um je 10 mmHg.

Die Regressionsanalyse ergab eine Reduktion kardiovaskulärer Komplikationen proportional zur Blutdrucksenkung, und zwar pro Reduktion um 10 mmHg um 20 % (Relatives Risiko [RR]: 0,80; 95-%-Konfidenzintervall [KI]: 0,77–0,83), für eine KHK um 17 % (RR: 0,83; 95-%-KI: 0,78–0,88), für Schlaganfälle um 27 % (RR: 0,73; 95-%-KI: 0,68–0,77) und für Herzinsuffizienz um 28 % (RR: 0,72, 95-%-KI: 0,67–0,78). Die Gesamtmortalität sank um 13 % (RR: 0,87; 95-%-KI: 0,84–0,91). Die Ergebnisse waren weitgehend unabhängig von Ausgangsblutdruck und von Komorbiditäten. Nur bei manifestem Diabetes und chronischer Nierenerkrankung war der Nutzen der Blutdrucksenkung etwas geringer, aber auch signifikant.

Die Schutzwirkung von Betablockern vor kardiovaskulären Komplikationen, Schlaganfall und Nierenversagen war geringer als die anderer Antihypertensiva. Kalziumantagonisten waren bei der Schlaganfallprävention anderen Substanzen überlegen, beim Schutz vor Herzinsuffizienz jedoch weniger effektiv. Bei Herzinsuffizienz wirkten Diuretika am stärksten präventiv.

Fazit: Die Metaanalyse belege überzeugend, dass eine Blutdrucksenkung um 10 mmHg systolisch die Rate kardiovaskulärer Komplikationen und die Gesamtsterblichkeit deutlich senkt, so Prof. Dr. med. Bernhard Krämer, Universitätsmedizin Mannheim. Dies treffe auch für eine intensivere Blutdrucksenkung mit systolischen Zielblutdruckwerten < 130 mmHg und unterschiedliche Begleiterkrankungen zu. Eine intensivere Blutdrucksenkung mache aber auch eine intensivere klinische und laborchemische Überwachung nötig wie den Ausschluss einer orthostatischen Hypotonie vor Therapieintensivierung und Messungen von Crea, K+ und Na+ im Serum. Christine Vetter

Ettehad D, et al.: Blood pressure lowering for prevention of cardiovascular disease and death: a systematic review and meta-analysis. Lancet 2015; DOI.org/10.1016/S0140– 6736(15)01225–8.

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