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Die hohen Kaiserschnittraten stellen eine der größten Herausforderungen der heutigen Geburtshilfe dar. Der Arbeitskreis Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft e. V. (AKF) macht seit Jahren auf die Problematik aufmerksam (www.kaiserschnittkampagne.de) und hat durch sein disziplinübergreifendes frauengesundheitspolitisches Engagement maßgeblich dazu beigetragen, dass mittlerweile eine S3-Leitlinie zu Kaiserschnittindikationen auf den Weg gebracht wurde. Neben hochwertigen Leitlinien, die die Qualität der praktischen Arbeit im Kreißsaal verbessern können, müssen jedoch auch die strukturellen, organisatorischen und ökonomischen Bedingungen benannt werden, die dazu beitragen, dass der Anteil der normalen Geburten zurückgegangen ist.

Folgende Innovationen können zu einer zeitgemäßen, sicheren, frauen- und familienorientierten Geburtshilfe beitragen:

  • Die routinemäßige und frühzeitige Einbindung von Hebammen in die Schwangerenvorsorge kann der heute vorherrschenden Risiko- und Technikorientierung in der Geburtshilfe entgegen wirken.
  • Die flächendeckende Sicherstellung einer 1 : 1-Betreuung in Kreißsälen ist Voraussetzung einer beziehungsorientierten und fortschrittlichen Geburtskultur.
  • Eine Verankerung des Themas Physiologie der Geburt in der ärztlichen Ausbildung fördert ein größeres Verständnis für den normalen Geburtsablauf.
  • Die Etablierung von regelmäßigen, gemeinsamen Reflexionsrunden des Kreißsaalpersonals sowie planmäßige Trainings und Fortbildungen für besondere geburtshilfliche Situationen stärken die Kompetenz der Ärzte und Hebammen im Umgang mit besonderen und Notfallsituationen sowie
  • die Abschaffung von finanziellen Fehlanreizen, die im DRG-System zulasten der natürlichen Geburt bestehen, mildert wirtschaftlichen Druck.

Eine besondere Herausforderung stellt der Wunsch einer Schwangeren nach einem Kaiserschnitt ohne medizinische Indikation, meist motiviert durch Angst vor der Geburt (1), dar. Es ist bekannt, dass sich viele Schwangere nach ausführlicher Beratung umentscheiden und auch rückblickend den Entschluss zur normalen Geburt als gut bewerten (2). Dies verweist auf den hohen Stellenwert einer ausführlichen Beratung und vertrauensvollen Beziehung. Durch die Entwicklung, den Einsatz und die Evaluation von strukturierten und qualitätsgesicherten Beratungskonzepten in Deutschland könnte hier ein Fortschritt in der geburtshilflichen Versorgung erreicht werden.

DOI: 10.3238/arztebl.2016.0191b

Sabine Striebich

Arbeitskreis Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie

und Gesellschaft e.V. (AKF)

sabine.striebich@freenet.de

Interessenkonflikt

Die Autorin erklärt, dass kein Interessenkonflikt besteht.

1.
Nieminen K, Stephansson O, Ryding EL: Women’s fear of childbirth and preference for cesarean section—a cross-sectional study at various stages of pregnancy in Sweden. Acta Obstet Gynecol Scand 2009; 88: 807–13 CrossRef MEDLINE
2.
Nerum H, Halvorsen L, Sorlie T, Osian P: Maternal request for a cesarean section due to fear of birth—can it be changed through crisis orientated counseling? Birth 2006; 33: 221–8 CrossRef MEDLINE
3.
Mylonas I, Friese K: The indications for and risks of elective cesarean section. Dtsch Arztebl Int 2015; 112: 489–95 VOLLTEXT
1.Nieminen K, Stephansson O, Ryding EL: Women’s fear of childbirth and preference for cesarean section—a cross-sectional study at various stages of pregnancy in Sweden. Acta Obstet Gynecol Scand 2009; 88: 807–13 CrossRef MEDLINE
2.Nerum H, Halvorsen L, Sorlie T, Osian P: Maternal request for a cesarean section due to fear of birth—can it be changed through crisis orientated counseling? Birth 2006; 33: 221–8 CrossRef MEDLINE
3.Mylonas I, Friese K: The indications for and risks of elective cesarean section. Dtsch Arztebl Int 2015; 112: 489–95 VOLLTEXT

Fachgebiet

Der klinische Schnappschuss

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