ArchivDeutsches Ärzteblatt14/2016Routinedaten hinterfragen
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Abrechnungsdaten (= Routinedaten) werden seit geraumer Zeit benutzt, um die Qualität von Behandlungen in Krankenhäusern zu messen. In diesem Zusammenhang weist Mansky in einer kürzlich erschienenen Übersichtsarbeit auf die gute Validität von Routinedaten hin. Demgegenüber wurde in einer systematischen qualitativen Übersichtsarbeit nachgewiesen, dass die Sensitivität von Qualitätsindikatoren – abgeleitet aus Routinedaten – in der Regel schlecht ist (1). Dies gilt auch für Risikoscores, die eine Reihe von Begleiterkrankungen berücksichtigen.

Vor diesem Hintergrund schreiben Nimptsch und Mansky (2), dass deutschlandweite Krankenhausabrechnungsdaten aufgrund ihrer Vollständigkeit die Möglichkeit bieten, auch seltene Ereignisse, wie zum Beispiel Todesfälle nach Cholecystektomien und Herniotomien zu analysieren. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die Sterblichkeit bei solchen Eingriffen reduziert werden könnte.

Darauf, wie schlecht Todesfälle geeignet sind, um die Qualität von Krankenhäusern zu bewerten, hat bereits mehrfach der klinische Epidemiologe Lilford hingewiesen. Darüber hinaus kommen Hogan et al. (3) zu dem Ergebnis, dass (Zitat, Übersetzung): „Mortalitätsbasierte Maßzahlen beschreiben wahrscheinlich nicht die Qualität von Krankenhäusern“. Dies hat das BMJ dazu veranlasst, ein Editorial mit dem Titel (Zitat, Übersetzung): „Das Ende von Todesraten?“ zu publizieren. Bei den Vorschlägen, wie man die Sterblichkeit reduzieren könnte, haben Nimptsch und Mansky unseres Erachtens einen entscheidenden Punkt nicht erwähnt – die adäquate Ausstattung mit Personal (4).

DOI: 10.3238/arztebl.2016.0251b

Prof. Dr. Dr. med. Ernst Hanisch

Viszeral- und Thoraxchirurgie, Asklepios Klinik Langen

e.hanisch@asklepios.com

Dr. med. Thomas Friedrich Weigel

Chirurgie I, Heilig Geist Hospital Bingen


Interessenkonflikt

Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.

1.
Hanisch E, Weigel TF, Buia A, Bruch HP: The validity of routine data on quality assurance—a qualitative systematic review. Chirurg 2016; 87: 56–61 CrossRef MEDLINE
2.
Nimptsch U, Mansky T: Deaths following cholecystectomy and herniotomy—an analysis of nationwide German hospital discharge data from 2009 to 2013. Dtsch Arztebl Int 2015; 112: 535–43 VOLLTEXT
3.
Hogan H, Zipfel R, Neuburger J, Hutchings A, Darzi A, Black N: Avoidability of hospital deaths and association with hospital-wide mortality ratios: retrospective case record review and regression analysis. BMJ 2015; 351: h3239 CrossRef MEDLINE PubMed Central
4.
Aiken LH, Sloane DM, Bruyneel L, et al.: Nurse staffing and education and hospital mortality in nine European countries: a retrospective observational study. Lancet 2014; 383: 1824–30. CrossRef
1.Hanisch E, Weigel TF, Buia A, Bruch HP: The validity of routine data on quality assurance—a qualitative systematic review. Chirurg 2016; 87: 56–61 CrossRef MEDLINE
2. Nimptsch U, Mansky T: Deaths following cholecystectomy and herniotomy—an analysis of nationwide German hospital discharge data from 2009 to 2013. Dtsch Arztebl Int 2015; 112: 535–43 VOLLTEXT
3. Hogan H, Zipfel R, Neuburger J, Hutchings A, Darzi A, Black N: Avoidability of hospital deaths and association with hospital-wide mortality ratios: retrospective case record review and regression analysis. BMJ 2015; 351: h3239 CrossRef MEDLINE PubMed Central
4. Aiken LH, Sloane DM, Bruyneel L, et al.: Nurse staffing and education and hospital mortality in nine European countries: a retrospective observational study. Lancet 2014; 383: 1824–30. CrossRef

Fachgebiet

Der klinische Schnappschuss

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