

2 128 Nieren wurden 2014 in Deutschland verpflanzt. Davon stammten 620 von lebenden Spendern. Angesichts von 8 000 Patientinnen und Patienten, die derzeit auf eine Spenderniere warten, muten die Zahlen der Deutschen Stiftung Organtransplantation bescheiden an. Thomas Peters, ein US-amerikanischer Chirurg, hat jetzt in der Zeitschrift JAMA Surgery angeregt, finanzielle Anreize zur Steigerung der Spendenbereitschaft „vorsichtig“ zu testen. Eine Befragung von gut 1 000 US-Bürgern hatte nämlich ergeben, dass die Zahlung von 50 000 Dollar es für 59 Prozent wahrscheinlicher machen würde, eine Niere zu spenden. Wenig überraschend ist, dass die Bereitschaft, für Geld ein Organ abzugeben, bei Menschen mit geringem Einkommen besonders groß ist (www.aerzteblatt.de/n66136).
Chirurg Peters rüttelt an einem Tabu. In Deutschland ist es, wie in den meisten Staaten weltweit, verboten, Organe gegen Geld zu spenden. Eine Lebendspende kommt generell nur für nahe Verwandte des Organempfängers infrage oder für Personen, die dem Patienten emotional eng verbunden sind. Schon das ist heikel. Denn niemand ist verpflichtet oder darf emotional unter Druck gesetzt werden, einen Teil seines Körpers zu spenden. Das mag aus Sicht derjenigen, die verzweifelt auf ein Organ warten, ethisch abgehoben klingen. Aber es ist auch im Interesse der Betroffenen, dass es bei der Organspende gerecht zugeht. Das heißt, dass die viel zu wenigen verfügbaren Organe an diejenigen verpflanzt werden, die sie am nötigsten brauchen und nicht an diejenigen, die das meiste Geld dafür bezahlen. Und auf Anzeigen wie „Tausche Niere gegen Schulgeld“ kann man auch verzichten.