BRIEFE
COPD: Unzureichend evident


Zweifellos ist der Rauchstopp die wichtigste, weil für den Verlauf und die Prognose einzig wirksame therapeutische Intervention. Die strukturierte Tabakentwöhnung kann den Rauchstopp befördern und die Mortalität reduzieren. Die Empfehlung, jedem Raucher eine strukturierte Tabakentwöhnung zu empfehlen, ist daher zu begrüßen. Zumal die Tabakkontrolle und die Tabakentwöhnung in Deutschland noch unterentwickelt sind.
Bei oben angegebenen Positivempfehlungen wird auch eine Lungenfunktionsuntersuchung bei jedem Raucher gefordert, um die COPD bereits zu einem frühen (asymptomatischen) Zeitpunkt zu erkennen. Zu dieser auf den ersten Blick einleuchtenden Idee hatten wir uns bereits früher kritisch geäußert, weil die Evidenz dafür unzureichend ist. Nun hat die US-amerikanische Preventive Services Task Force die aktuelle Studienlage in einem systematischen Review dargestellt. Dabei kommen die Autoren zu dem Schluss, dass Lungenfunktionsuntersuchungen bei asymptomatischen Personen nicht empfohlen werden können, weil es keine Belege dafür gibt, dass sie das Rauchverhalten oder das Outcome beeinflussen. Jany et al. erwähnen keinerlei Risiken des empfohlenen Screenings. Neben der sich aus dem fehlenden Nutzenbeleg ergebenden Vergeudung von Ressourcen ist unseres Erachtens die Belastung durch weitere Diagnostik und unnötige Therapien bei gescreenten Personen mit unklaren oder falsch positiven Resultaten zu nennen. Darüber hinaus besteht das reale Risiko, dass Personen mit normaler Lungenfunktion die Hilfe zum Rauchstopp weniger intensiv angeboten wird.
Unsere Negativ-Empfehlung gilt ausdrücklich nur für das Screening asymptomatischer Raucher. Sobald Symptome – zum Beispiel Husten oder Dyspnoe – auftreten, ist eine Lungenfunktionsuntersuchung obligat.
Literatur beim Verfasser
Prof. Dr. med. Wulf Pankow, Vivantes Klinikum Neukölln, Klinik für Innere Medizin – Pneumologie und Infektiologie, 12351 Berlin
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