

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat jüngst bei ihrer Revision Conference in Tokio die revidierte Internationale Klassifikation der Krankheiten (ICD-11) vorgestellt. Sie soll 2018 fertiggestellt und verabschiedet werden. WHO-Generaldirektorin Margaret Chan hat nun die Mitgliedsländer eingeladen, die neue Version zu testen und zu kommentieren. Die ICD ist international in zahlreiche Systeme des Gesundheitswesens eingebunden. Ihre Weiterentwicklung zur ICD-11 soll neben notwendigen medizinischen Aktualisierungen vor allem ihren Einsatz in modernen IT-Anwendungen erleichtern. Hierfür stellt die WHO entsprechende Hilfen bereit: So gibt es neben einem Kodierwerkzeug auch Anwendungen, die Übersetzung, Überleitung und Kommentierung erleichtern.
Die neue ICD-11 ist strukturell flexibler als ihr Vorgänger gestaltet, wozu sie eine umfangreiche, vernetzte Datenbasis mitbringt, die sogenannte „Foundation“. Das soll zusätzliche Chancen eröffnen, zum Beispiel bei der Vernetzung mit anderen Terminologien oder Klassifikationssystemen. Allerdings empfinden viele Mitgliedstaaten die damit einhergehende erhöhte Komplexität der ICD-11 auch als Her-ausforderung, der sich die Klassifikation in der Kommentierung und Testung stellen muss. Auch für Deutschland ist die ICD-11 mit ihrem erweiterten Konzept genau zu überprüfen. „Aufgrund des vielschichtigen Einsatzes der ICD-10-GM in Deutschland ist es für uns besonders wichtig, die ICD-11 auf Herz und Nieren zu prüfen, bevor wir sie hier einsetzen können“, sagte Dr. med. Stefanie Weber, Leiterin der Arbeitsgruppe Medizinische Begriffssysteme beim Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI). Sie fordert alle Interessengruppen auf, sich intensiv an Testung und Kommentierung der neuen ICD zu beteiligen (WHO-Online-Browser zur Kommentierung: http://d.aerzteblatt.de/KS84). „So können wir hierzulande notwendige Anpassungen rechtzeitig vorbereiten und möglichen Risiken frühzeitig begegnen.“ In Deutschland dient die Klassifikation als German Modification (GM) insbesondere der Kodierung der Morbidität. Viele Prozesse basieren darauf, zum Beispiel Abrechnungssysteme, Qualitätssicherung, Statistik und Epidemiologie.
Das DIMDI ist als WHO-Kooperationszentrum für das System Internationaler Klassifikationen an der Weiterentwicklung der ICD intensiv beteiligt und nutzt dabei seine langjährige Erfahrung mit dem Einsatz der ICD-10. Unter anderem wurde dem Institut gemeinsam mit Australien die Leitung der Task Force übertragen, die die WHO für die Anwendungsbereiche Mortalität und Morbidität berät und entsprechende Entscheidungen vorbereitet.
Mit der ICD werden weltweit Todesursachen verschlüsselt und entsprechende Statistiken erhoben, beispielsweise für die Gesundheitsberichterstattung der Länder und der WHO. Wie in Deutschland dienen ländereigene Übersetzungen darüber hinaus auch in zahlreichen anderen Gesundheitssystemen dem standardisierten Austausch von Gesundheitsinformationen für Abrechnung, Forschung und Statistiken. Auch das elektronische System Iris für die Kodierung von Todesursachen basiert auf der ICD. Es ist weltweit in Anwendung und soll für die ICD-11 in einer internationalen Kooperation angepasst und überarbeitet werden. EB