ArchivDeutsches Ärzteblatt46/2016Arbeitsmarkt Psychotherapie: Gefragte Dienstleistungen

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Arbeitsmarkt Psychotherapie: Gefragte Dienstleistungen

Spielberg, Petra

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Eine vollumfängliche oder auch nur teilgebietsspezifische psychologische Ausbildung bietet eine Vielzahl an Beschäftigungsmöglichkeiten. Und der Bedarf wird aufgrund wirtschafts- und gesellschaftspolitischer Entwicklungen weiter steigen.

Foto: dpa
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Studienplätze sowie eine Berufstätigkeit im Fach Psychologie sind heute begehrter denn je. So betrug nach Angaben des Statistischen Bundesamtes die Zahl der Erwerbstätigen mit Hochschulabschluss Psychologie im Jahr 2014 99 000.

Auch fällt auf, dass der Berufsstand stark feminisiert ist, was nach Ansicht von Professor Dr. phil. Michael Krämer, Präsident des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP), unter anderem daran liegt, dass Frauen zumeist eine bessere Abiturnote haben als Männer. Denn der Numerus clausus zur Aufnahme des Studiums ist nicht weit von 1,0 entfernt.

Nach der Bologna-Reform, die auch vor dem Fach Psychologie nicht haltgemacht hat, stieg zudem die Zahl an Fächerkombinationen sowie Studienabschlüssen, die Teilqualifikationen in Psychologie enthalten. Nur die Kombination von Bachelor of Science in Psychologie und Master of Science in Psychologie entspricht indes dem früheren Diplom.

Der BDP sieht Kombinationsangebote von Studienfächern, die Psychologie beinhalten, aber nicht vollumfänglich zur Psychologin oder zum Psychologen qualifizieren, kritisch, weil sie nicht mit einem Hauptfachstudium verwechselt werden dürfen.

Unverkennbar ist indes auch bei Psychologen die zunehmende Tendenz zu zeitlich befristeter Beschäftigung. Die Arbeitsgebiete, in denen Psychologinnen und Psychologen am häufigsten tätig sind, sind dem BDP zufolge aber immer noch der klinisch-therapeutische Bereich, die Wirtschaft sowie die Wissenschaft.

Klinische Psychologinnen und Psychologen sind sowohl im stationären als auch ambulanten Sektor beschäftigt. Anstellungen finden sie zum Beispiel in Praxen, Kinderkliniken, Allgemeinkrankenhäusern, Rehabilitationskliniken, psychiatrischen und sozialpädiatrischen Einrichtungen, Beratungsstellen für Kinder-, Ehe- und Familienberatung sowie in Institutionen der Forschung und Lehre. Darüber hinaus sind viele auch in freier Praxis tätig.

Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten wiederum sind in der kurativen und palliativen Versorgung sowie der Rehabilitation tätig und arbeiten entweder ambulant, teilstationär oder stationär, oft in interdisziplinären Teams, aber auch als Selbstständige. Dabei konkurrieren Psychologische Psychotherapeuten im vertragsärztlichen Bereich mit Ärzten, die eine psychotherapeutische Zusatzqualifikation erworben haben, wie Psychiater/Neurologen, Fachärzte für Psychosomatische Medizin oder Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie aber auch mit anderen Facharztgruppen mit der Zusatzbezeichnung „fachgebundene Psychotherapie“. So nahmen nach einer Statistik der Kassenärztlichen Bundesvereinigung Ende letzten Jahres 22 547 Psychologische Psychotherapeuten an der vertragsärztlichen Versorgung teil, während die Zahl der ärztlichen Psychotherapeuten bei 6 084 lag.

Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) bietet Nachwuchspsychiatern mit der Initiative Generation PSY ein besonderes Aus-, Fort- und Weiterbildungspaket. Es beinhaltet spezielle Angebote und Projekte, die auf die unterschiedlichen Abschnitte der Ausbildung zum Psychiater oder Psychotherapeuten abgestimmt sind.

Wissensaufbau und -austausch zwischen den Generationen und Berufsgruppen ist ein wichtiger Faktor für die berufliche Zukunft. Daher organisiert die Fachgesellschaft zahlreiche Fortbildungsveranstaltungen und den jährlichen Fachkongress. Auf dem Kongress in Berlin stellen Experten aus der ganzen Welt ihre aktuellen Forschungsergebnisse vor oder diskutieren darüber, wie man Menschen mit psychischen Erkrankungen noch besser helfen kann. In Workshops lernen die Teilnehmer die neuesten Therapiemethoden und deren Anwendung im Klinikalltag kennen. 

Der DGPPN Kongress 2016 vom 23. bis 26. November im CityCube in Berlin greift diese vielschichtigen Wechselwirkungen auf und setzt unter dem Motto „Psyche – Mensch – Gesellschaft“ zu einer umfassenden Standortbestimmung an. Wo steht das Fach Psychiatrie und Psychotherapie heute? Welche Ansprüche werden an es gestellt? Was kann es leisten? Was nicht? Und welche Impulse sind aus der medizinischen Forschung zu erwarten? Petra Spielberg



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