MEDIZINREPORT: Studien im Fokus
Gastrointestinale Stromatumoren: Drei Jahre Imatinib adjuvant verbessert das Überleben


Gastrointestinale Stromatumoren (GIST) entwickeln sich meist aus Zellen der Magenwand oder der Wand des Dünndarms. 20 bis 50 % der Erkrankungen werden im metastasierten Stadium entdeckt. Die mediane Überlebenszeit von Patienten mit metastasierter Erkrankung beträgt derzeit circa 60 Monate, die 5-Jahres-Überlebensrate 45 % (1). Bei operablen GIST verbessert sich die Prognose der Patienten, vor allem bei R0-Resektion des Tumors. Eine Metastasierung ist aber auch nach kompletter Tumorentfernung nicht ausgeschlossen. Zur adjuvanten Behandlung von Patienten mit signifikantem Rezidivrisiko nach Resektion ist der Tyrosinkinaseinhibitor (TKI) Imatinib zugelassen, der das Rückfallrisiko senkt. Allerdings bewirkt Imatinib vermutlich keine Heilung von residuellem Tumor, und international wird diskutiert, wie lange Imatinib adjuvant gegeben werden sollte (2). In einer prospektiven, randomisierten Studie der Scandinavian Sarcoma Group XVIII und der deutschen Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie (AIO) sind die 5-Jahres-Raten für das rezidivfreie und das Gesamtüberleben nach einer 1- und einer 3-jährigen adjuvanten Imatinibtherapie miteinander verglichen worden (3).
400 Patienten mit makroskopisch komplett exzidierten Tumoren und hohem Rückfallrisiko wurden in die Studie aufgenommen. Ein hohes Rezidivrisiko war definiert als Tumorgröße > 10 cm oder Mitoserate > 10 pro 50 Hauptgesichtsfelder (high power fields, HPF) oder Tumorgröße > 5 cm plus Mitoserate > 5 pro 50 HPF oder Tumorruptur. Es durften auch Patienten mit vermuteter mikroskopisch residueller Tumorinfiltration teilnehmen. Randomisiert wurde 1:1 in eine Gruppe Imatinib 400 mg 1-mal pro Tag für 12 Monate nach OP und in eine zweite Gruppe, die dieselbe Dosis für 3 Jahre erhielt.
Nach einer medianen Beobachtungszeit von 90 Monaten (7,5 Jahre) gab es 171 Rückfälle in der Gesamtgruppe: 97 nach 1 Jahr Imatinib und 74 nach 3 Jahren. Das rezidivfreie Überleben betrug 71,1 % nach 3 Jahren Therapie vs. 52,3 % nach 1 Jahr; Hazard Ratio [HR]: 0,60; 95-%-Konfidenzintervall [KI]: 0,44–0,81; p < 0,001).
Insgesamt traten 69 GIST-Todesfälle auf, davon 42 in der Gruppe nach 1 Jahr Imatinib und 27 in der Gruppe mit 3-jähriger Therapie. Das mediane 5-Jahres-Gesamtüberleben betrug 91,9 % bei 3-jähriger Behandlung und 86,8 % bei 1-jähriger Therapie, auch dies ein statistisch signifikanter Unterschied. Bei fast allen Studienteilnehmern seien unerwünschte Effekte beobachtet worden, so die Autoren, vor allem Anämie, periorbitale Ödeme und Fatigue, der TKI sei aber insgesamt vergleichsweise gut verträglich.
Fazit: Bei Patienten mit makroskopisch komplett reseziertem GIST und hohem Rückfallrisiko verbessert eine adjuvante Imatinibtherapie über 3 Jahre nicht nur das rückfallfreie Überleben, sondern auch das Gesamtüberleben signifikant im Vergleich zur 1-jährigen Behandlung. Im Kommentar zur Studie (2) heißt es, das Ergebnis bestätige die Empfehlung, diese Gruppe von Patienten mindestens 3 Jahre adjuvant zu therapieren. Ob eine längere Therapie als 3 Jahre Vorteile für die Patienten habe im Vergleich zum Absetzen der Medikation, engmaschigem Monitoring und Wiederaufnahme der Therapie, wenn der Tumor erneut wächst, werde zurzeit in weiteren Studien geprüft.
Dr. rer. nat. Nicola Siegmund-Schultze
- Onkopedia Leitlinien Gastrointestinale Stromatumore; https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/gastrointestinale-stromatumore-gist/
- Benjamin RS, Casali PG: Adjuvant imatinib for GI stromal tumors: when and for how long? J Clin Oncol 2016; 34: 215–9.
- Joensuu H, Eriksson M, Hall KS, et al.:
Adjuvant imatinib for high-risk GI stromal tumor: analysis of a randomized triual.
J Clin Oncol 2016; 34: 244–50.