ArchivDeutsches Ärzteblatt3/2017Stressfaktor Arbeitsplatz: Ungewissheit macht krank

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Stressfaktor Arbeitsplatz: Ungewissheit macht krank

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Wer seinen Arbeitsplatz als unsicher empfindet oder bedroht sieht, kann auch viele Jahre später noch darunter leiden. Darauf hat die Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) hingewiesen.

Foto: Fotolia/Clemens Schüßler
Foto: Fotolia/Clemens Schüßler

Die DGPM bezieht sich auf eine Studie des Helmholtz Zentrums, das 1 800 Arbeitnehmer aus Süddeutschland befragte: Zum Zeitpunkt der Erstbefragung waren die Teilnehmer berufstätig. Fast 40 Prozent gaben an, sich oft oder manchmal Sorgen zu machen, ihre Arbeitsstelle behalten zu können. Als die Wissenschaftler sie 20 Jahre später erneut befragten, waren alle bereits im Ruhestand. Gemessen anhand der WHO-5-Skala wies die Gruppe derjenigen, die zuvor über Arbeitsunsicherheit geklagt hatte, immer noch ein deutlich vermindertes Wohlbefinden auf.

Die Verbindung zwischen Arbeitsunsicherheit und langfristig vermindertem Wohlbefinden sieht Amira Barrech, Erstautorin der Studie, im Stress, den die unsichere Arbeitssituation auslöst. Vor allem länger andauernde Unsicherheitsmomente führen aus Sicht der Expertin für Arbeit und Gesundheit vom Universitätsklinikum Ulm zu kurzfristigen Stressreaktionen wie Bluthochdruck oder körperlicher und psychischer Anspannung. Daraus könnten sich länger anhaltende gesundheitliche Probleme ergeben.

„Veränderungen sind heute ein unvermeidbarer Bestandteil des Arbeitslebens und haben durchaus auch positive Aspekte“, sagt Barrech. Trotzdem wirke sich das Ausmaß an Unsicherheit, das von diesen Veränderungen ausgehe, mitunter negativ auf die Gesundheit aus. Eine Schlüsselrolle falle dabei den direkten Vorgesetzten zu. Sie haben nicht nur Einfluss auf das Arbeitsumfeld, sondern seien auch eine wichtige Informationsquelle. Als solche könnten sie dazu beitragen, Veränderungsprozesse für Arbeitnehmer überschaubarer und berechenbarer zu machen. Umfassende und zeitnahe Kommunikation sei essenziell, um Unsicherheit zu vermeiden. Auch die Arbeitnehmer selbst können aktiv werden: Alternative Beschäftigungsmöglichkeiten zu suchen oder Zusatzqualifikationen zu erwerben, stärke das eigene Kontrollerleben und verringere die wahrgenommene Abhängigkeit von der aktuellen Arbeitsstelle. EB



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