

Zum vierten Mal fand heuer die Deutsche Ärztemeisterschaft im Schach statt; nach dem Auftakt in
Baden-Baden nun schon dreimal hintereinander in Wiesbaden. Dafür gibt es gute Gründe: Bei seinem
Deutschlandaufenthalt vor einigen Jahren wollte Bobby Fischer unbedingt nach Wiesbaden, weil dort die Bäder
und Heilwässer so gut und berühmt seien. Das glaubten auch etliche Kollegen und gingen vor und nach den
Partien ins Bad. Manchmal half’s, manchmal nicht, eine statistisch signifikante Erfolgsauswertung folgt.
Keinerlei Statistik bedarf es, um die Kampfeslust der Kollegen zu belegen. Obwohl allen unvorsichtigerweise
bereits zu Beginn ein Buch über den WM-Kampf Kasparow – Anand als Erinnerungsgabe überreicht wurde,
ließen sie sich nicht von deren Remisvirus anstecken, kämpften herzerfrischend und würzten das Leben schon
einmal hie und da mit kleinen Böcken, zur Freude des Gegners und der sich wie stets daran labenden Kiebitze.
Um Ihnen diesen Menschentypus etwas näherzubringen, soll ein Auszug aus einer Wirtshausordnung des
Jahres 1583 folgen. "Wer den fleißigen Spielern über die Achsel gucket, also dass ine eyne heisse Angst würdt,
den soll man bald verjagen und heysst in eyn Kiebitz. Wer aber das Spiel von zween Spielern beglotzert und
kommet in eyn Lüstlein, eynem etwas kundt zu tun durch Klappern mit den Augen, oder er schwatzt mit dem
Maul, den soll man pönitieren um dreizig pennige in guter Müntz oder eyn Krüglein voll Mallzbier zu
gemeynem besten, dann verjagt in."
Sie können sich vorstellen, daß der durch die Reihen wandelnde Chronist in mehr als eyn Lüstlein kam und
mancher Versuchung widerstehen mußte, doch irgendwie wollen all die kleineren und größeren Taten dieses
Turniers dem Vergessen entrissen und der Nachwelt überliefert sein. Beispielsweise der kernige Schluß der
Partie Dr. Gottwald – Dr. Danisch aus der 6. Runde.
Die schwarze Dame hatte kurz zuvor bei einem Ausflug in des Gegners Gefilde ihren König allein gelassen
und der weißen Dame erlaubt, sich wie ein Pfahl im schwarzen Fleische einzunisten. Der schwarze Monarch
sieht sich in größter Gefahr dem weißen Heer gegenüber, nur von seinem (überforderten) Turm d7 unterstützt.
Mit welchem kräftigen Schlag erzwang Weiß den Sieg?
Lösung:
Der Läufereinschlag an der schwarzen Achillesferse 1. Lxf7+! zeigte die Überlastung des deckenden Turms d7
auf. Nach 1. ... Txf7 2. Td8+ gab Schwarz auf, weil er nach 2. ... Tf8 durch 3. Txf8+ mattgesetzt wird.
Natürlich wäre auch 1. ... Kf8 2. Le6+ mit Mord und Totschlag hoffnungslos gewesen. Statt dessen hätte Weiß
nach dem Turmtausch im ersten Zug nur einen "feuchten Lehm" gehabt.
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