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Krankenkassen-Wettbewerb: Unwirkliche Gegner


Inzwischen gibt es aber Wettbewerb. Seit 1996 müssen sich die gesetzlichen Versicherer offensiv um ihre Kundschaft mühen, denn ein jeder kann nahezu jederzeit wechseln. Weil der mündige Versicherte davon Gebrauch macht, kommt Bewegung in die Kassenlandschaft. Und plötzlich ist nicht mehr die Einheitsversicherung der Feind, sondern die Gefahr lauert in der Vielfalt. So wandte sich dieser Tage der Landesverband der Hamburger Ersatzkassen mit einem merkwürdigen Hilferuf an die Öffentlichkeit. Der Gesetzgeber müsse unverzüglich Maßnahmen gegen die "virtuellen" Betriebskrankenkassen ergreifen - nicht gegen die "echten".
Virtuelle Krankenkassen? Die Ersatzkassen verstehen darunter jene Betriebskrankenkassen, die "keinerlei Bezug
mehr zu Trägerunternehmen" haben, etwa die BKK für Heilberufe und für steuerberatende Berufe. Diese
unterhielten in aller Regel kein Geschäftsstellennetz und seien ausschließlich auf der Jagd nach günstigen
Risiken.
Richtig ist, daß die genannten Kassen günstige Beitragssätze bieten, die BKK für Heilberufe von Beginn an
unverändert 11,9 Prozent (der Durchschnitt bei den Ersatzkassen liegt bei 13,8 Prozent). Richtig ist auch, daß
diese Krankenkassen enorm expandieren, die Heilberuflerkasse beispielsweise ist in nur drei Jahren auf 180 000
Versicherte gewachsen.
Das sind im übrigen keine virtuellen, sondern ganz reale Zahlen, die die aufkommende Panik bei den etablierten
Ersatzkassen durchaus verständlich erscheinen lassen. Weniger nachvollziehbar ist indessen der Ruf nach dem
Gesetzgeber "zur Unzeit". Gerade hat das Bundesgesundheitsministerium nämlich festgestellt, daß die
Verwaltungsausgaben der gesetzlichen Krankenkassen mit 13,1 Milliarden DM (!) im vergangenen Jahr einen
Rekordstand erreicht haben. Josef Maus
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