ArchivDeutsches Ärzteblatt9/2017Adipositas-Prävention: Suchtverhalten
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... Adipositas beruht nicht auf einer evolutionär zu begründenden unangepassten kalorischen Kompensation, sondern aus neurobiologischer Sicht auf ein Suchtverhalten, weitgehend unabhängig vom Nahrungsmittel. ... Wie bei Suchtverhalten üblich, werden durch einseitige Verbote meist nur die Schwerpunkte der Ernährung verlagert. Die Autoren selbst berichten, dass in Mexiko trotz Rückgangs des Süßgetränkekonsums die Prävalenz der Adipositas zugenommen hat. Auch aus den erwähnten anderen Ländern (zu ergänzen um Finnland und Ungarn) sind keine positiven Effekte der Süßgetränkesteuer bekannt. Wenn man sie trotzdem erheben will (nachdem die Zuckersteuer in Deutschland 1993 abgeschafft wurde), sollte man sich am Kohlenhydratgehalt natürlicher Lebensmittel beziehungsweise deren Glucose-Äquivalent (in Klammern) nach dem glykämischen Index orientieren: Muttermilch 7 % (3,5 %), Äpfel bis 12 % (5 %), Apfelsaft 8 % (3,2 %), und nur über diesen Werten liegende Süßgetränke besteuern. Nach Foodwatch haben 60 % der Süßgetränke einen KH-Gehalt über 5 % und 36 % einen über 8 %. „Wenn es nicht notwendig ist, ein Gesetz zu erlassen, ist es notwendig, kein Gesetz zu erlassen“. Diese Worte stammen nicht von Montesquieu, sondern vom jüngst verstorbenen Alt-Bundespräsidenten Herzog.

Dr. med. Rolf Klimm, 83093 Bad Endorf

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