ArchivDeutsches Ärzteblatt12/2017Fragliche Validität der Datenquellen
Als E-Mail versenden...
Auf facebook teilen...
Twittern...
Drucken...
LNSLNS

Das Fazit der Arbeit (1), dass in der Lebenszeitprävalenz bedeutsamer kardiovaskulärer Erkrankungen relevante Bundeslandunterschiede existieren, die nur teilweise durch Variationen in Alter, Geschlecht, Sozialstatus und Gemeindegröße erklärt werden können, ist angesichts der Validität der Datenquellen nicht belegt. Die Schlussfolgerungen stehen aus den folgenden Gründen auf einer wenig soliden Basis:

Basis der Befragung ist eine Zufallsstichprobe aus Festnetztelefonnummern; Haushalte/Personen ohne Festnetzanschluss sind somit nicht berücksichtigt. Der Anteil der realisierten Interviews lag zwischen 23,9 und 34,5 %, die Kooperationsrate zwischen 51,2 und 76,6 % – mit anderen Worten, nur 12 bis 17 % der Zielpersonen haben Daten geliefert. Ob diese Population dann noch repräsentativ ist, müsste belegt werden. Grundsätzlich ist bei reinen Festnetzstichproben ein Bias in Richtung kranker, immobiler Bevölkerung nicht auszuschließen. Repräsentativgewichtungen können diesen Stichproben-Bias nicht ausgleichen.

Die Informationen zu kardiovaskulären Ereignissen beruhten auf von Laien selbst berichteten Arztdiagnosen. Wurden diese Angaben validiert?

Die Grafik 2 legt nahe, dass das nicht angegebene Konfidenzintervall für Deutschland Überdeckungsbereiche für alle Bundesländer gehabt hätte, das heißt, ein signifikanter Unterschied der Bundesländer zu Deutschland insgesamt bestünde nicht. Ohne Signifikanz ist es müßig, über Unterschiede nachzudenken.

Zur Erfassung der Todesraten wurden die Daten der Todesursachenstatistik des Statistischen Bundesamtes genutzt. Diese beruhen auf Angaben der Todesbescheinigungen, die gemäß einer Reihe von Untersuchungen aber wenig oder nicht valide sind. Zudem erfolgt die Codierung auf Landesebene, das heißt, möglicherweise spiegeln die Daten Unterschiede des landesspezifischen Ausfüllens der Todesbescheinigungen und des Codierverhaltens wider. Auf die Schwäche dieser Datenquelle wird zwar unter Limitationen hingewiesen, deren Effekt aber als unwahrscheinlich dargestellt, was zu belegen gewesen wäre.

DOI: 10.3238/arztebl.2017.0211a

PD Dr. med. Kurt Bestehorn

Institut für klinische Pharmakologie

Technische Universität Dresden

kurt.bestehorn@tu-dresden.de

Dipl.-Math. Dr. rer. nat. Maike Bestehorn

ProMedCon GmbH, Ebenhausen

1.
Dornquast C, Kroll LE, Neuhauser HK, Willich SN, Reinhold T, Busch MA: Regional differences in the prevalence of cardiovascular disease—results from the German Health Update (GEDA) from 2009–2012. Dtsch Arztebl Int 2016; 113: 704–11 VOLLTEXT
1.Dornquast C, Kroll LE, Neuhauser HK, Willich SN, Reinhold T, Busch MA: Regional differences in the prevalence of cardiovascular disease—results from the German Health Update (GEDA) from 2009–2012. Dtsch Arztebl Int 2016; 113: 704–11 VOLLTEXT

Fachgebiet

Der klinische Schnappschuss

Stellenangebote